a taste of paradise 2013
(Letzte Änderung: 9.07.2017 @ 10:04)
18. Tag: 10.08.2013
Nach einer schwitzigen Nacht - wir sind zu geizig die Klimaanlage unserer Ferienwohnung separat zu bezahlen - nehmen wir uns für heute den Mauna Kea, den höchsten Berg auf Hawai'i, vor. Wir möchten bis zum Gipfel fahren, was bedeutet exakt 4205 m Höhenunterschied zu überwinden. Hört sich spannend an.
Ich erinnere mich daran irgendwo gelesen zu haben, dass man Getränkedosen und alles, was auf starke Luftdruckunterschiede sensibel reagieren könnte, bei so einer Sache besser weglässt. Haben wir bei unseren Touren in den Rocky Mountains zwar ignoriert, aber da haben wir die höchsten Pässe auch nicht vom Meeresspiegel aus erklommen.
Wir fahren wieder den Küstenhighway Richtung Norden. Zunächst erledigen wir einige essentielle Dinge: Tanken, Einkaufen und ein kurzer Stopp bei Starbucks um uns mit unserer morgendlichen Droge zu versorgen.
Dann geht es weiter Richtung Waimea. Während wir bei klarem Himmel losgefahren sind, verdunkelt sich der Himmel jetzt schon bedenklich in der Richtung, in die wir müssen. Der Mauna Kea auf der rechten Seite ist von dicken Wolken verhüllt. Da regnet es in Strömen, jede Wette. Aber wir haben die Hoffnung, dass der Gipfel klar ist, man ihn wegen der Wolken nur nicht sehen kann. Abwarten.
Nach einer langweiligen Fahrt durch das ländliche Hawai'i biegen wir ab auf die Saddle Road, die die Westküste von Big Island mit der Hilo-Region an der Ostküste verbindet. Dabei kommen wir den Wolken langsam ganz nahe. Von der gewohnten Hitze ist jetzt schon keine Spur mehr. Die Luft ist frisch und klar und es ist relativ windig.
Bei der Mauna Kea State Recreation Area machen wir eine kurze Pinkelpause. Auf 2000 m Höhe pfeift uns ein eisiger Wind in Sturmstärke um die Ohren. Außerdem gießt es Bindfäden. Was für ein unwirtlicher Ort, an dem nur niedrige Büsche wachsen. Wir sind erst auf halber Höhe bis zum Mauna Kea Summit. Das kann ja noch heiter werden.
Kurz danach biegen wir links ab auf die Mauna Kea Access Road. Die Straße ist zu Beginn an den Rändern etwas holprig, sodass es nicht verwunderlich ist, dass die meisten Autofahrer mitten auf der Straße fahren. Die Streckenbeschaffenheit bessert sich nach kurzer Zeit und die Mauna Kea Access Road führt auf und ab durch die Ausläufer des riesigen Bergmassivs vor uns, dessen Gipfel aber von Wolken verhüllt ist.
Wir machen eine kurze Pause und genießen die frische Luft. Wir sind hier zwar schon deutlich höher als bei der Mauna Kea State Recreation Area, aber es regnet nicht mehr und es sind gefühlt 7 Windstärken weniger. Mann, hat das da unten gezogen.
Je weiter wir an Höhe gewinnen, desto nebliger wird es. Mit bangen Blicken hoffen wir, dass der Mauna Kea Summit überhaupt einigermaßen gute Sicht hat.
Schon sind wir am Visitor Center. Es wird dringend empfohlen nicht in einem Rutsch durch bis zum Summit zu fahren, sondern mindestens eine halbe Stunde Akklimatisierungspause am Visitor Center zu machen. Dieses liegt immerhin auch auf 2800 m Höhe.
Wir machen eine knapp 30 Minuten Pause und nehmen dabei ein verspätetes Frühstück ein. Außerdem cremen wir uns noch mal ordentlich ein, obwohl es nicht nach Sonne auf dem Gipfel aussieht. Manchmal huschen ein paar schüchterne kleine blaue Fleckchen Himmel vorbei, die leider nur allzu schnell wieder von dichten Wolken und Nebel vertrieben werden.
Das Visitor Center selbst ist wenig interessant, wenn man sich nicht besonders für Astronomie usw. begeistert. Also sind wir nicht traurig, als wir unseren Zwangsaufenthalt einigermaßen guten Gewissens beenden können. Apropos Gewissen: Es wird empfohlen nicht mit Kindern ganz nach oben zu fahren, weil diese Probleme mit dem Druckausgleich bekommen können. Außerdem ist der Sauerstoffgehalt auf gut 4000 m Höhe 40% geringer als im Tal.
Da unsere Mädels jedoch schon öfters in den Rocky Mountains auf vergleichbarer Höhe waren und wir uns ja akklimatisiert haben, ignorieren wir die Empfehlung und nehmen uns vor die Kinder in kurzen Zeitabständen nach ihrem Befinden zu fragen. Sollte es wider Erwarten Probleme geben, würden wir sofort runterfahren.
Ferner wird empfohlen nur mit echtem 4WD die nicht-asphaltierte Straße zum Gipfel in Angriff zu nehmen. Unser Jeep ist da natürlich das richtige Fahrzeug. In der Tat, die Straße ist sehr steil und der gravel stellenweise ein wenig rutschig, was sich in manchen Passagen mit etwas washboard bemerkbar macht. Der Jeep tanzt manchmal ein wenig hin und her, so als würde er mit dem Hinterteil hin und her wackeln. Fishtailing nennen die Amerikaner so ein Fahrverhalten. Ich fahre deshalb sehr vorsichtig.
Nach meiner Einschätzung sollte man bei langsamer Fahrt (vor allem bergab) auch mit normaler Bereifung und 2WD-Antrieb keine Probleme bekommen, aber sicherlich ist die Warnung nur mit 4WD zu fahren nicht völlig aus der Luft gegriffen.
Wir machen auf dem Weg nach oben diverse Stopps um es langsam angehen zu lassen. Bald geraten wir in dichten Nebel. Alles ist grau in grau und es sieht aus wie auf einem fremden unwirtlichen Planeten.
Hier oben ist kein Leben. Alles nur totes Gestein.
Falsch.

Im Nebel tauchen die futuristisch aussehenden Gebäude des Mauna Kea Observatory auf. In den dichten Schwaden sehen sie aus wie Mondbasis Alpha 1 aus einem Science Fiction Film.
