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a taste of paradise 2013

(Letzte Änderung: 9.07.2017 @ 10:04)

1. Tag: 24.07.2013

Wie sollen wir das ganze Gepäck bloß bis nach Hawai'i schaffen? Neben den üblichen vier Koffern versperrt eine Flut von Handgepäck und provisorischen Taschen für unterwegs den Eingangsbereich unserer Wohnung. Gleich wird uns Beate zum Paderborner Hauptbahnhof chauffieren und dadurch können wir eine Taxifahrt sparen.

Für unsere Mädels Lisa-Marie (11) und Annalena (9) hat Mama eine spezielle Verpflegungstasche gepackt, denn die beiden Damen lehnen Flugzeugessen kategorisch ab. Nicht mal mit der Kneifzange würden sie es anfassen, dabei sind sie sonst gar nicht so wählerisch. Damit sie unterwegs nicht verhungern, ist die Tasche voll mit belegten Broten, Obst und Süßigkeiten.

Das muss jetzt alles ins Auto.

Zwar sind wir gut in der Zeit, aber dennoch bricht ein wenig Hektik aus, als wir noch einmal die letzten Checks im Haus machen. Alle Fenster zu? Computer aus? Rollläden auf halber Höhe? Usw.

Beate setzt uns direkt vor dem Bahnhof ab und fährt mit unserem Wagen wieder zurück. Kaum ist sie aus dem Blickfeld, bemerken wir, dass die Verpflegungstasche für die Kinder fehlt. Die muss wohl bei all der Kramerei auf dem Küchentisch vergessen worden sein. So ein Mist! Die Kinder machen lange Gesichter und stellen das Überleben auf der langen Anreise in Frage.

Damit die kleinen Quälgeister Ruhe geben, rufen wir Beate an und bitten sie den schmerzlich vermissten Proviant zu bringen. Das klappt zeitlich soeben noch, aber von einem ruhigen Abschied aus Paderborn kann keine Rede mehr sein.

Wir hetzen zum Bahnsteig und der Zug steht auch schon da. Nun müssen wir das schwere Gepäck in den Wagon verfrachten. Aus schmerzlicher Erfahrung klug geworden, platzieren wir das Gepäck in der Nähe der Türen, sodass wir beim Umsteigen in Hamm schnell aus dem Zug können.

Fast immer, wenn wir mit der DB anreisen, geht irgendetwas schief. 2009 wären wir in Kassel-Wilhelmshöhe beinahe nicht aus dem Zug gekommen. Ein Teil des Gepäcks und meine Wenigkeit waren noch im Abteil, als die Türen viel zu schnell schlossen. Offensichtlich sollte die übliche Verspätung aufgeholt werden. Ich musste die Notbremse betätigen, um das Schlimmste gerade noch abzuwenden.

2011 fiel die Klimaanlage im ICE aus und die Passagiere waren kurz vor dem Ersticken. Das war wirklich schlimm und bis Wasser gereicht wurde, waren manche Gäste schon kurz vor´m Kollabieren.

Und natürlich gibt es auch heute Probleme. Wäre ja auch zu schön gewesen. In Soest sollte eigentlich nur ein kurzer Stopp erfolgen und es dann nach Hamm weitergehen. Leider gibt es eine Streckensperrung. Vollsperrung mit offenem Zeithorizont. Ich sehe, dass ein paar Gleise weiter ein Zug mit Ziel Dortmund steht. Vielleicht schaffen wir den ja noch? Falls nicht, haben wir ein Problem und können schon mal das nächste Taxi rufen.

Also hetzen wir im Laufschritt über den Bahnsteig und ich schleppe zwei große Koffer und drei Handgepäckstücke gleichzeitig. Am Ende der Treppe jage ich wieder nach oben um Anja die restlichen Koffer abzunehmen. Und dann das Gleiche wieder retour am anderen Gleis. Als ich die Gepäckstücke oben habe, bin ich völlig außer Atem. Gut, dass der Zug ein paar Minuten Aufenthalt hat und wir schweißüberströmt rechtzeitig vor Toreschluss das Abteil erreichen.

Ich habe dermaßen einen Hals auf die Deutsche Bahn und schwöre, dass ich nie, nie wieder auf diese Art und Weise anreisen werde. Ein für allemal Schluss! (Mein Vorsatz hält übrigens genau ein Jahr - bis zur nächsten Rail & Fly Buchung.)

Über Dortmund erreichen wir Hamm, wo wir umsteigen müssen. Am Flughafen in Düsseldorf sind wir lediglich zwei Stunden vor Abflug, was für einen Transatlantikflug in die USA nicht übermäßig früh ist.

Das Chaos geht aber noch weiter. Wir möchten ganz modern und routiniert die Bordkarten an den Selbstbedienungsautomaten ausdrucken und erleben den nächsten Reinfall. Anjas Karte lässt sich nicht ausdrucken, weil es angeblich ein Problem mit ihrer ESTA-Genehmigung gäbe. Wie bitte? Wir haben doch wie üblich alles Wochen vorher beantragt und die Genehmigungen sogar ausgedruckt. Was ist denn jetzt los?

Wir wenden uns an eine freundliche Lufthansa-Mitarbeiterin, die sich unseres Problems annimmt. Wir werden an der Schlange am Check-In vorbei gelotst und separat abgefertigt. Dabei stellt sich heraus, dass nicht nur bei Anja ein Problem vorliegt, sondern auch bei Lisa-Marie. Offenbar hat das Reisebüro gepatzt und bei der Datenübermittlung bei Anja eine falsche Reisepassnummer eingegeben und bei Lisa-Marie gar keine.

Gott sei Dank lässt sich das Problem schnell und unbürokratisch beseitigen und man versichert uns, dass wir keine Probleme bei der Einreise bekommen werden. Das glauben wir nur allzu gerne. Hoffentlich stimmt es auch.

Der Flug nach Chicago verläuft sehr angenehm, wir bilden uns ein bei Lufthansa auch in der Holzklasse etwas mehr Beinfreiheit zu haben als z.B. bei amerikanischen Airlines. In O´Hare decken wir uns erst einmal mit den super-leckeren Smoothies bei Starbucks ein. Sogar Annalena bestellt einen Orange-Mango. So etwas mochte sie sonst nie.

Leider hat unser Anschlussflug weit über eine Stunde Verspätung und so werden aus den geplanten gut zwei Stunden Aufenthalt beinahe vier. Ich finde das immer extrem unangenehm, aber die Direktflüge waren unverhältnismäßig teurer und bei vier Personen sind das schnell mal 1000 EUR und mehr. Also wird nicht weiter gejammert.

Irgendwann geht´s weiter und wir steigen in den Flieger, der uns nach LAX bringen soll. Der Flug ist manchmal etwas ruckelig, denn wir haben leichte Turbulenzen. Diese sollten sich alsbald im Flieger, genau genommen auf unseren Plätzen, fortsetzen. Wir sind alle todmüde und dösen vor uns hin, als Annalena plötzlich zu wimmern anfängt. Sie sitzt neben mir und ich merke zunächst gar nicht, was passiert ist.

Das arme Mädchen hat sich im Schlaf übergeben und die ganze Bescherung ergießt sich über ihre Kleidung und den Sitz. Bitte nicht, aber es ist schon zu spät. Sie hat den Smoothie wohl nicht vertragen und dazu waren die Turbulenzen sicherlich nicht gerade magenfreundlich.

Natürlich machen wir ihr keinen Vorwurf, die Kleine ist selbst am unglücklichsten und schluchzt herzzerreißend. Schnell werden die Ersatzklamotten rausgekramt und Anja geht mit Annalena zur Toilette. Ich säubere indessen den Sitz und lasse mit von einer Flugbegleiterin einen nassen Lappen bringen.

Die ganze Episode hat locker eine Stunde Zeit vernichtet und dafür gesorgt, dass wir wieder hellwach sind. Bis zur Landung in L.A. ist es jetzt nicht mehr lange und wir verzichten auf weitere Einschlafversuche. Annalena geht es wieder gut und als wir in LAX aus dem Flugzeug steigen, ist alles schon vergessen.

In L.A. ist es schon Abend. Ein unglaublicher Trubel spielt sich am Airport ab. Überall Menschenengen und hektisches Gerenne. Wir sind regelrecht erschlagen, obwohl wir nicht das erste Mal in LAX landen. Die Baggage Claim Areas sind komplett überfüllt und es ist kaum möglich ans Band zu kommen um nach dem eigenen Gepäck Ausschau zu halten. Alleine an unserem Band werden vier große Interkontinentalflüge gleichzeitig abgefertigt. Was für eine Hektik!

Und wir sind sooo müde.

Es dauert fast eine Stunde, bis wir unsere Siebensachen beieinander haben und uns mit dem Alamo-Shuttle zur Autovermietung kutschieren lassen können. Der Bus ist ebenfalls bis auf den letzten Platz besetzt und wir haben Mühe unser ganzes Gepäck unterzubringen. Was ist hier bloß los?

Bei Alamo das gleiche Spiel. Ein Wahnsinnsbetrieb, die Schlange an den Schaltern reicht beinahe bis aus dem Gebäude heraus. Während ich die Koffer bewache, stellt sich Anja schon mal an. Bis wir unseren Mietvertrag in der Hand halten, vergeht eine weitere Stunde.

Schlafen ist noch nicht, denn wir haben noch eine Autostunde nach Camarillo vor der Brust. Es ist stockdunkel und der vierspurige Interstate ist ziemlich voll. Ich lasse mich vom Navi leiten und nach insgesamt 26 Stunden Anreise kommen wir ziemlich erschöpft im Days Inn in Camarillo an.

Das Motel macht einen ordentlichen Eindruck. Nichts Dolles, aber irgendwelchen Schnickschnack brauchen wir heute ganz sicher nicht mehr. Nur irgendein Bett, zur Not tut es auch ein Heuhaufen oder eine Parkbank.

Gute Nacht.