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a taste of paradise 2013

(Letzte Änderung: 9.07.2017 @ 10:04)

8. Tag: 31.07.2013 (Fortsetzung)

Als ich wieder am Auto bin, bin ich schweißgebadet. Das Wasser läuft an beiden Armen runter, als hätte ich frisch geduscht. Gott sei Dank hat die Wanderung nicht so lange gedauert, dass sich der Wagen komplett aufgeheizt hat, aber natürlich stelle ich die Klimaanlage volle Pulle an. Trinken! Außerdem esse ich ein paar Kekse, obwohl ich keinen richtigen Hunger habe.

Ich komme wieder durch Borrego Springs und verwerfe den Plan die Wanderung zum Slot zum machen. Falsche Richtung und außerdem hat die Suche nach dem Panoramic Point Overlook mehr als eine halbe Stunde gekostet. Das wird einfach zu knapp.

Stattdessen biege ich im Kreisverkehr in Borrego Springs nach rechts ab und befinde mich damit faktisch schon wieder auf dem Rückweg nach El Cajon, wo ich heute morgen aufgebrochen bin und meine Damen auf mich warten. Ich stelle mir gerade vor, dass sie im kühlen Wasser planschen, während ich durch die heißeste aller Wüsten irre. Mittlerweile haben wir 108° F und es ist keine Besserung in Sicht. Eher dürfte es am Nachmittag noch ein wenig heißer werden.

Einfach so möchte ich den Park aber auch nicht verlassen. Zumindest die Cactus Garden Loop sollte noch drin sein. Ich fahre zum Tamarisk Grove Campground und parke auf der "falschen" Seite der Straße. Dort ist Schatten. Der Campingplatz ist geschlossen und ich weiß auch warum.

Gleich gegenüber soll der trail losgehen. Stimmt, da vorne ist der kleine Holzkasten auf einem Pfahl, in dem trail brochures liegen, die ausgeliehen werden können. Die wenigen Exemplare, die noch in dem Kasten sind, haben die Konsistenz von Pappe. Sie sind quasi gebacken worden und lassen sich kaum noch auseinanderfalten. Die Seiten sind kurz davor durchzubrechen, kaum dass man sie umblättert.

Um den trailhead zu erreichen, muss ich erst über eine hohe Sandverwehung steigen und lade mir dabei ca. ein Kilo Sand in meine Wanderschuhe. Hmm, das soll der trail sein? Egal, ich marschiere los.

Anfangs kann ich dem schmalen Pfad noch relativ gut folgen. Ich sehe auch noch einzelne "Stationen", die mit aufsteigenden Nummern markiert sind, zu denen sich Informationen in der Broschüre finden.

Der Weg führt durch diesen Ocotillo-Tunnel:

Bald jedoch sehe ich keinen Weg mehr. Weit und breit kann ich keinen Nummern mehr erkennen und beschließe einfach auf eigene Faust loszustiefeln. Den Hang hoch und dann mal schauen, wie die Aussicht ist, so ungefähr lautet mein Plan.

Die Kraxelei durch extrem unwegsames Gelände treibt mir wieder einmal den Schweiß aus allen Poren. Was so einfach aussieht, entpuppt sich als ziemlich tückisch. Der Hang ist von tiefen Furchen durchzogen, die man von unten nicht sieht, und so muss ich immer wieder rauf- und runterklettern. Das ist bei der Hitze extrem anstrengend und macht nicht wirklich Spaß.

Außerdem finde ich die Pflanzenvielfalt ausgesprochen mäßig. Was sieht hier anders aus, als irgendwo anders in dem riesigen State Park?

Irgendwann habe ich die Nase voll und verfluche die Park-Leitung. Ist dieser trail nun closed oder nicht? Der Zustand jedenfalls ist absolut inakzeptabel. Ich mache noch ein paar Fotos und kehre dann um.

Im Hintergrund sieht man den Tamarisk Campground in einem - na, wer hätte es geahnt - Tamarisken-Hain.

Ich möchte jetzt nur noch zurück nach El Cajon. An den Pool um genau zu sein. Also fahre ich, nachdem ich wieder am Auto bin und meine Schuhe von mehreren Kilo Sand und Kakteenstacheln befreit habe, Richtung Julian.

Dieses Mal ist es genau umgekehrt: Mit jeder Serpentine, die ich in zu hohem Tempo den Berg hochschieße, wird das Klima akzeptabler. In Julian selbst ist es nicht mehr 170° F, sondern immer noch warme 88° F. Das geht ja.

Richtig Lust auf eine Besichtigung des kleinen, als urig bekannten, Dörfchens habe ich nicht. Ich fahre die Main Street einmal rauf und runter und finde, dass es bis auf ein paar auf Western-Atmosphäre getrimmte Häuserfassaden wenig Sehenswertes gibt. Vielleicht habe ich auch einfach nur zu wenig Muße.

Kurz hinter Julian ist auf der linken Straßenseite ein viewpoint, von dem man einen ganz guten Blick auf die Colorado Desert hat. Da unten bin ich eben noch gewesen. Julian befindet sich am Rand der Wüste und verdankt seine Existenz vermutlich nur der Tatsache, dass der Ort auf knapp 1300 m Höhe liegt.

Gegen 13.45 Uhr komme ich wieder am Howard Johnson in El Cajon an. Meine Mädels liegen am Pool und genießen das Leben, während ich staubig und verschwitzt vor ihnen stehe.

Nach einer kurzen Begrüßung habe ich auch schon meine Badehose an und hüpfe in das herrlich kühle Nass. Welch Wohltat! Erst als meine Körperkerntemperatur wieder auf normale Werte gedrosselt wurde, gehe ich aus dem Wasser.

Natürlich hat Anja schon ausgecheckt, sodass wir ohne weitere Formalitäten losfahren können. Unser Ziel ist La Jolla, genauer gesagt das La Jolla Marine Reserve, wo es viele bunte Fische gibt, die man beim Schnorcheln sehen kann. Zuvor gehen wir jedoch bei Denny´s zum Mittagessen.

Als wir uns der Küste nähern, wird schnell klar, dass La Jolla heute keine gute Wahl ist. Die marine layers hängen immer noch dicht über den Stränden und für gute Unterwasseraufnahmen ist es zu dunkel. Wahnsinn: Ich komme aus der Wüste und hier ist Nebel.

Schnell disponieren wir um. Coronado, weiter im Süden gelegen, sieht relativ klar aus. Hier scheint am ehesten in nächster Zeit die Sonne durchzukommen. Also fahren wir dort hin.

Den Weg kennen wir wie im Schlaf, denn speziell die mondäne Halbinsel vor den Toren San Diegos haben wir schon etliche Male besucht. Das Hotel Del Coronado kennen wir jedoch nur aus der Ferne. Gerne würde ich das einmal etwas näher inspizieren.

Ganz in der Nähe des Hotels finden wir einen kostenlosen Parkplatz - allerdings nur, nachdem wir ein paar Ehrenrunden um den Block gedreht haben und schon kurz vor´m Aufgeben waren. Das Hotel feiert 125-jähriges Jubiläum und ist als National Historic Landmark geschützt. "The Del" wurde von der amerikanischen Zeitung USA Today in die Top 10-Liste der besten Urlaubshotels der Welt aufgenommen.

Natürlich gehen wir rein, um die antike Lobby zu begutachten. Anja fragt spaßeshalber nach den Zimmerpreisen, wohl wissend, dass wir uns das niemals leisten werden. 515 USD + 25 USD resort fee. Pro Nacht, nicht für eine ganze Woche. Annalena findet den Preis voll ok und möchte am liebsten gleich einchecken. Lisa-Marie sieht das ähnlich. Können die beiden Grazien später gerne machen, aber nur, wenn sie sich vorher einen Millionär geangelt haben.

Eigentlich möchten wir einen Cappucino trinken, aber die Preise sind für unsere Verhältnisse exorbitant und so lassen wir das Geld, da, wo es ist. Stattdessen gehen wir noch ein wenig durch das Hotel, in dem ein ziemlicher Trubel herrscht. Ich schätze, dass hier mehr Schaulustige wie wir unterwegs sind als Hotelgäste. Außerdem ist ein Teil des Hotels Baustelle, da großflächig renoviert wird.

Wir verziehen uns an den Coronado Beach und ich gehe noch ein bisschen auf Fotopirsch.

Am frühen Abend brechen wir auf und stehen natürlich auf der I 5 im Stau. Wir verlassen die Interstate so schnell wie möglich und fahren bei ebenfalls dichtem Verkehr auf dem Pacific Coast Highway Richtung Norden. Irgendwo in der Nähe von Encinitas möchten wir übernachten. Schließlich landen wir für gut 100 USD incl. Tax im Rodeway Inn in Leucadia. Ist zwar nicht billig, aber für diese Region vollkommen akzeptabel.

Später fahren Anja und ich zum Einkaufen nach Carlsbad, während die Kinder unter die Dusche hüpfen.

Nach einem schnellen Abendessen gehen wir früh zu Bett. Der morgige Tag dürfte anstrengend genug werden.