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a taste of paradise 2013

(Letzte Änderung: 9.07.2017 @ 10:04)

8. Tag: 31.07.2013 (Fortsetzung)

Also mache ich mich an den Abstieg. Zunächst geht es einige steile, in den Fels gehauene Stufen hinunter, dann habe ich wieder festeren Boden unter den Füßen und gehe den gleichen Weg zurück, den ich gekommen bin.

Als ich wieder unten bin und den Wagen holen möchte, klärt mich die Park-Rangerin darüber auf, dass ich das nächste Mal bitte den stub vom self pay Umschlag als Quittung, dass ich bezahlt habe, an die Windschutzscheibe lege. Sie weist mich darauf hin, dass ich die Regularien sehr genau beachten müsse. Recht hat sie. Andererseits: Mitten in der Woche im Hochsommer dürften weniger als eine Handvoll Touristen am Tag hier vorbeischneien. Das Chaos drohende Chaos sollte überschaubar bleiben.

Natürlich diskutiere ich nicht und akzeptiere den Rüffel mit einer Mischung aus Anerkennung für das Pflichtbewusstsein der älteren Dame und ein ganz klein wenig Belustigung.

Ich verlasse den Cuyamaca Rancho SP in nördlicher Richtung und komme nach Julian. Von diesem Ort hatte ich schon in diversen Reiseberichten gelesen und spare in mir für die Rückfahrt auf. Angesichts der drohenden Mörderhitze möchte ich keine Zeit verlieren und so schnell wie möglich nach Borrego Springs fahren.

Gleich hinter Julian geht die CA 78 steil bergab. Mit jeder Kurve und Serpentine steigt die Temperatur und die Vegetation wird wüstenähnlicher. Unten im Tal sind es schon 95° F. Die Hitze erschlägt einen förmlich.

Schon bald kommt das Eingangsschild zum riesigen Anza Borrego Desert State Park. Das ist der zweitgrößte State Park in den USA überhaupt. Das meiste davon ist Wildnis, in die keine Straße und kein Weg führen. Das Thermometer im Auto zeigt 102° F, aber ich habe es ja so gewollt und kann mich folglich nicht beklagen.

Über kleinere Straßen (S 3) fahre ich nach Borrego Springs. Dabei überquere ich den Yaqui Pass, wo ich kurz anhalte um einige Fotos von der trostlosen, für mich aber faszinierenden, Landschaft zu machen. Die kargen Vallecito Mountains türmen sich im Hintergrund wie riesige Wellenbrecher auf.

Als ich durch Borrego Springs fahre, bin ich über das gepflegte, z.T. sogar schmucke, Aussehen der Stadt verwundert. Ich hatte schon fast damit gerechnet in eine semi ghost town zu kommen. Weit gefehlt: Borrego Springs hat zwar nur ein kleines Zentrum, aber entlang der Hauptstraße gibt es diverse Geschäfte und öffentliche Gebäude. Alles sieht tip-top aus.

Die Geschwindigkeitsbegrenzung beachte ich wie in allen amerikanischen Dörfern peinlich genau. Wenn irgendwo ein Sheriff auf Lauer liegt, dann hier. Also zuckele ich ganz langsam voran und halte Ausschau nach Wegweisern zum Palm Canyon Campground. Hier soll der trailhead zum Panoramic Overlook sein.

Den riesigen Campingplatz finde ich schnell. Er ist komplett verwaist, nicht eine einzige campsite ist besetzt, was angesichts der extremen Hitze wenig verwunderlich ist. Die shades, die zu jeder campsite gehören, sind sicherlich prinzipiell eine gute Erfindung, können die sommerlichen Backofentemperaturen aber kaum mildern.

Wo ist bloß der trailhead? Ich fahre mehrfach über den ganzen Platz und suche und suche. Ein "Wanderer-Symbol" finde ich zwar, doch markiert dieses nur den Anfang des populären Palm Canyon Trail. Der ist mir zu dieser Jahreszeit zu lang. Also suche ich weiter doch ohne Ergebnis.

Irgendwann wird es mir zu bunt und ich halte Ausschau nach Hilfe. Vor einem Gebäude steht ein Pickup-Truck und ich fahre hin. Dort ist ein Handwerker bei der Arbeit, der offenbar an den Telefonleitungen des Gebäudes werkelt und vermutlich ein Einheimischer ist. Ich spreche den Mann an und schildere ihm, wonach ich suche.

Stirnrunzeln? Panoramic what? Erst einmal bedeute mir der Mann in den Schatten zu gehen und dort bereiten wir dann eine Detail-Karte der Gegend aus. Ich weiß, dass der Beginn des trails ganz in der Nähe sein muss und gemeinsam versuchen wir herauszufinden, wo genau wir uns eigentlich gemäß Karte befinden. Nachdem das geklärt ist, gesteht mir der Mann, dass er keine Ahnung habe, wo ich hin müsse. "The short ans-wer is: I have no idea!" Er empfiehlt mir zurück nach Borrego Springs zu fahren und einen Ranger zu fragen.

Ok, mache ich. Also zurück ins Auto und los. Nach ein paar Minuten kommt mir ein Fahrzeug entgegen, und als es sich nähert, sehe ich, dass es sich offensichtlich um einen Park-Ranger handelt. Ich halte an und frage die Dame, wo der Panoramic Overlook Trail losgeht.

Gleich da drüben, wo die beiden Palmen stehen, bedeutet sie mir. Den Wagen könne ich an der Straßenseite abstellen, denn eigentlich sei dieser Teil des Campingplatzes zurzeit closed. (Wahrscheinlich, weil keiner so blöd ist, im Hochsommer hier aufzukreuzen.)

Außerdem fragt die Rangerin mich nach meinem permit. Permit? Eintritt habe ich nicht gezahlt, aber ich habe noch den stub vom Cuyamaca Rancho SP. Das reicht, einmal den Tagespreis gezahlt, hat man Zugang zu allen kalifornischen State Parks am gleichen Tag. Alles gut.

Ich parke den Wagen so nahe wie möglich am trailhead und schlurfe mit viel Wasser bepackt los. Der kaum zu erkennende Weg führt zunächst ganz eben durch lockeren Wüstensand, aber der feste Untergrund macht das Vorankommen einfach. Die kleine Anhöhe, die das Ziel meiner Wanderung ist, sehe ich schon in der Ferne. Das ist gut, denn einen trail kann ich mittlerweile nicht mehr erkennen. Der Aufstieg auf den kleinen Hügel sollte normalerweise überhaupt kein Problem sein, so etwas laufe ich in 15 Minuten hoch.

Doch bei der abartigen Hitze fällt jeder Schritt bergauf schwer. Jede Serpentine des knochenhart gebackenen Wegs treibt mir den Schweiß aus den Poren. Oben angekommen bin ich zwar nicht körperlich am Ende, aber zumindest freue ich mich darüber, dass es geschafft ist.

Ich mache zunächst eine ausgedehnte Trinkpause und fange dann an mich für die nähere Umgebung zu interessieren. Vor mir liegen die San Ysidro Mountains mit dem Campingplatz davor.

Auf der anderen Seite erstreckt sich das einem Glutofen gleichende Borrego Valley. Platt wie eine Flunder liegt es inmitten der Wüste und auch Borrego Springs befindet sich in diesem öden Tal. Die Santa Rosa Mountains im Hintergrund flimmern in der Hitze.

So schön der Ausblick auch ist, ich halte es nicht lange aus. In der prallen Sonne stehe ich auf einem Hügel in der Wüste und muss alle paar Minuten zu einer meiner beiden halbleeren Trinkflaschen greifen. Hoffentlich habe ich mich gründlich genug eingecremt.