Lake Tahoe (CA)
(Letzte Änderung: 9.10.2024 @ 16:44)Amerikaner haben gemeinhin deutlich weniger Urlaub als Deutsche. Selten sind es mehr als zwei Wochen, nur wer lange bei einer Firma beschäftigt ist, kann auf bis zu vier Wochen bezahlten Urlaub hoffen. Viele Teilzeitkräfte haben kaum oder überhaupt keinen Urlaubsanspruch. Auch rookies sollten besser nicht allzu selbstbewusst mit einem Urlaubsantrag beim Chef auf der Matte stehen.
Kein Wunder, dass viele ihren knappen Jahresurlaub am liebsten im Inland verbringen, zumal nicht wenige sowieso keinen Reisepass haben. Fragt man nach den Lieblingszielen, wird Lake Tahoe (oder einfach nur kurz 'Tahoe') ziemlich weit vorne landen. Einige Quellen sehen in Lake Tahoe sogar die #1 vacation destination der USA, wobei ich derartigen Rankings jedoch etwas skeptisch gegenüber stehe:
"Lake Tahoe ranks first in the nation among choice vacation destinations newly ranked by the major travel website, TripAdvisor.com." (Quelle: usatoday30.usatoday.com; Link nicht mehr auffindbar)"Blessed with sparkling natural beauty, has been selected as in the #1 most popular destination in the United States, Lake Tahoe is considered the jewel of the High Sierra." (Quelle: www.visitrenotahoe.com; Beitrag nicht mehr auffindbar)
Wenn man im Sommer vor Ort ist, lässt der Trubel keinen Zweifel daran, dass Lake Tahoe alles andere als ein Geheimtipp ist. Hierher strömen die Massen, vor allem amerikanische. Ohne Reservierung ist es grundsätzlich schwer und an Wochenenden beinahe unmöglich einen der begehrten campsites am See zu bekommen. Im Emerald Bay State Park habe ich es bisher noch nicht ein einziges Mal geschafft, im D.L. Bliss State Park hatte ich mehr Glück.
Lake Tahoe ist ein Ganzjahresreiseziel. Auch im Winter tanzt der (kalifornische Wappen-)Bär - die Region ist eine der populärsten Ski-Gebiete des Landes. Wer hier ein vacation rental Objekt besitzt, verdient sich eine goldene Nase. Den Glücklichen geht es so ähnlich wie Eigentümern eines reetgedeckten Hauses mit zwei Ferienwohnungen in Kampen auf Sylt.
Warum kommen so viele Leute? Ein Aspekt ist sicherlich die relative Nähe zu der bevölkerungsreichen Bay Area mit San Francisco als Metropole. Über den Interstate 80 ist man relativ schnell da. Hauptfaktor ist allerdings die außergewöhnliche landschaftliche Schönheit des Lake Tahoes. Das dunkle Blau des mit 501 m zweittiefsten amerikanischen Sees hat eine beinahe hypnotische Anziehungskraft, tolle Bergpanoramen im Hintergrund und grüne Wälder runden die Szenerie ab. Viele halten sie für eine der schönsten im ganzen Land.
Es gibt hier auch einen der berühmtesten Aussichtspunkte der USA: Emerald Bay (s. Bild rechts). Der Blick von oben auf das tiefe Blau ist atemberaubend. An Sommerwochenenden müssen Sie allerdings um einen Parkplatz kämpfen, denn die gute Idee genau hier ein paar Fotos zu schießen, haben garantiert nicht wenige. Am Emerald Bay Viewpoint halten viele Reisebusse - vollbesetzt mit knipswütigen Touristen aus allen Herren Ländern.
Der Emerald Bay State Park wartet mit einer besonderen Skurrilität auf: Vikingsholm. Dieses schlossartige Gebäude wurde im Jahr 1929 von Lora Josephine Knight errichtet und wirkt mit seinem skandinavischen Baustil genau so deplatziert wie Scotty´s Castle im Death Valley. Interessant ist es allemal und kann im Rahmen geführter Touren besichtigt werden.
Neben der außergewöhnlichen landschaftlichen Schönheit wartet die Tahoe-Region mit idealem Urlaubsklima auf. Im Sommer habe ich, so weit ich mich erinnern kann, nur wolkenloses Blau am Himmel gesehen. Regen gab es definitiv nie, nicht einmal die sonst im Südwesten relativ häufigen afternoon thunderstorms. Sommerliche Wärme um die 30 Grad C, angenehm trockene Luft und immer ein wenig Wind. Perfekt für´s Faulenzen an den goldgelben Sand-/Kiesstränden am Westufer.
Bevor Sie sich in die Fluten stürzen, was angesichts des glasklaren Wassers grundsätzlich verständlich ist und von vielen Wasserratten praktiziert wird, sollten Sie vielleicht erst einmal vorsichtig einen Zeh reinstecken und die Temperatur testen. Lake Tahoe ist ein Gebirgssee und liegt auf 1900 m Höhe. Er ist einer der am höchsten gelegenen Seen der gesamten USA. Dementsprechend ist die Wassertemperatur auch im Sommer nicht gerade badewannenmäßig. Es gab Jahre, da kam mir der See so kalt vor wie ein ungeheiztes Sauna-Außenbecken im Winter. Da konnte man wirklich nur kurz rein, untertauchen, ein paar Schwimmzüge und schnell wieder raus. Und das Anfang Juli.
Wenn Sie baden möchten, gibt es dazu am Westufer sehr schöne Gelegenheiten. Z.B. die Strände von Camp Richardson (s. Bild unten), dem D.L. Bliss State Park (s. Bild links oben) oder dem Sugar Pine Point State Park (s. Bild Mitte). Alles klasse Locations, im Sugar Pine Point State Park können Sie auch mit Anlauf von einem Bootsteg ins Wasser hüpfen. Das macht nicht nur Kindern Spaß! D.L. Bliss und Camp Richardson habe beste Sandstrände.
Die schönste Bade-Location befindet sich allerdings auf der Nevada-Seite: Sand Harbor im Lake Tahoe Nevada State Park. Dazu finden Sie bei USALetsGo eine separate Seite.
Viele Amerikaner kommen auch wegen der Nähe zu Nevada. In dem Ort mit dem bezeichnendem Namen Stateline (NV) brummt abends der Bär. Tausende spielwütige gambler umschwirren die Casinos wie Bienen den Honig. Manch einer hat hier die Urlaubskasse an einem Abend auf Null gesetzt.
Noch ein Tipp für Camper: Nehmen Sie die Warnhinweise wegen der Bären bitte ernst. Ich habe es mehr als ein Mal erlebt, dass nachts ein Bär über den Campingplatz gestreunt ist auf der Suche nach Essbarem. Unbedingt sämtliche Nahrungsmittel, Cremes etc. bärensicher in die dafür vorgesehenen Behälter packen.
Update II 2017:
Am 07.04.2017 geschah etwas Bemerkenswertes. Nach sechsjähriger Dürre und eines mehr als dreijährigen offiziellen drought emergency erklärte Kaliforniens Gouvernor Jerry Brown selbigen für beendet (zumindest für den weitaus überwiegenden Teil des Golden State).
Gleichzeitig war diese Proklamation das Ende der formalen Wasserkürzungsmaßnahmen in Kalifornien.
Update I 2017:
Wieder ist ein knappes Jahr rum, und man ist jetzt vielleicht etwas schlauer. Möglicherweise habe die Leute Recht, die behaupten, dass man bei der Analyse von Klimaveränderungen in längerfristigen Zeiträumen denken muss und es Dürreperioden immer mal gegeben hat. Ich möchte mir nicht anmaßen das zu beurteilen, Fakt ist jedenfalls, dass es im Westen der USA im Winter 2016/17 massig Niederschläge gegeben hat und die Füllstände diverser Gewässer relativ hoch sind.
Lake Tahoe beispielsweise "...received 8.7 billion gallons of water in 48 hours", d.h. vom 9. bis 10. Dezember 2016 (Quelle: www.sfgate.com; Artikel vom 10.02.2017). Weiter heißt es dort: "The height of the lake reached 6,222.97 feet by Dec. 11, just short of its natural rim of 6,223 feet. This year [2017; Anm. d. Verf.] is looking just as good. While it's not 8.6 billion gallons over two days, Lake Tahoe did add about 33.6 billion gallons of water from Jan. 1 to 9, raising the water level of the lake by about one foot. Meanwhile, the Sierra snowpack is also seeing great numbers, which showed 173 percent of normal for this point in the year."
Interessant ist auch ein Blick auf den offziellen U.S. Drought Monitor für Kalifornien. Die Karte für den 07.02.2017 zeigt, dass es südlich der San Francisco Bay Area noch immer (viel) zu trocken ist. Allerdings offenbart ein Blick in die tabellarische Übersicht, dass noch immer fast 60% von Kalifornien mindestens abnormally dry sind und in 47% des Staates Dürre (drought) unterschiedlichen Schweregrades herrscht. Von einer vollständigen Entspannung kann also noch keine Rede sein. Im Vergleich zu den korrespondierenden Daten aus dem Vorjahr z.B. ist jedoch eine spürbare Besserung eingetreten, was ein wenig optimistisch stimmt.
Update 2016:
In einem ABC-Beitrag aus dem April 2016 (Link nicht mehr auffindbar) heißt es: "The lake level rose to 6223 ft above sea level which is Tahoe´s natural rim." Abwarten, Lake Tahoe hatte diesen Stand auch schon einmal zehn Monate zuvor erreicht, aber blieb nur fünf Tage auf diesem Niveau, bevor der Pegel wieder rapide sank.
Kann man schon generelle Entwarnung geben? Wohl kaum!
Kalifornien hatte im Frühjahr 2016 ingesamt viel Regen zu verzeichnen, was u.a. dem Wetterphänomen El Nino zugeschrieben wurde. Wissenschaftler wiesen aber frühzeitig darauf hin, dass die Auswirkungen der nunmehr fünfjährigen Dürre vor allem auf die Vegetation (Stichwort: Baumsterben) so gravierend sind, dass von einer nachhaltigen Erholung keine Rede sein kann und außerdem die trockenen Monate 2016 erst noch bevorstünden. (Quelle: www.spiegel.de)
Wie recht man mit dieser düsteren Prognose hatte, zeigen die im Juli/August 2016 verheerend wütenden Buschfeuer Bluecut bei San Bernardino, Soberanes bei Carmel sowie bei Lake Isabella.
Update 2015:
Die seit Jahren andauernde extreme Dürre im Westen der USA, über die ich an anderer Stelle ausführlicher geschrieben habe, hat auch Lake Tahoe heimgesucht. Viele der untenstehenden Infos und Bewertungen beziehen sich auf die wasserreichen (oder zumindest nicht extrem wasserarmen) Jahre zuvor. Im Sommer 2015 haben wir von einem Besuch des Lake Tahoe Abstand genommen, da dieser im Vergleich zu früher Planschbeckenniveau hatte.
Hoffentlich ist diese Naturkatastrope bald vorbei.
Directions
Lake Tahoe liegt an der östlichen Grenze Kaliforniens. Die nächste Großstadt ist Reno (NV).
Der See lässt sich gut in eine Reiseroute mit dem Yosemite National Park im Süden und dem Lassen Volcanic National Park weiter im Norden einbauen. Die Strecke von Yosemite zum Lake Tahoe ist via CA 395 eine der schönsten Straßen in den ganzen USA. Man kommt gleich am Anfang am Mono Lake vorbei, die Straße steigt dann an (Super-Blick auf den Mono Lake von Norden) und man passiert verschiedene Pässe. Besonders spektakulär ist der Monitor Pass (2534 m). Aber auch die gesamte Gegend um Bridgeport ist fantastisch.
Ich würde für die Fahrt vom Yosemite National Park zum Lake Tahoe einen vollen Tag einplanen. Man kann stellenweise eh nicht schnell fahren und sollte sich Zeit lassen für die tolle Natur. Bloß nicht spätnachmittags im Yosemite National Park los und dann abends noch auf die Suche nach einer campsite die Serpentinen-Straßen am See fahren.
Entfernungen: San Francisco (188 Meilen, gut drei Stunden Fahrtzeit via I80), Reno (NV) (37 Meilen), Yosemite NP (200 Meilen), Lassen Volcanic NP (186 Meilen).
GPS-Koordinaten Lake Tahoe
(WGS84, Dezimalgrad, Umrechner: hier)
GPS D.L. Bliss SP: 38.980057,-120.09814
GPS Emerald Bay SP: 38.950092,-120.106294
GPS Sugar Pine Point SP: 39.044047,-120.143459
GPS Camp Richardson: 38.937008,-120.036685
Anfahrt
My Visits
Der Lake Tahoe steht seit unserem ersten Besuch im Jahr 1994 ziemlich oft auf der Agenda. 1999, 2005 und 2009 kamen wir wieder.
Einer der schönsten Seen der USA überhaupt verdient nicht weniger als vier Sterne.