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a taste of paradise 2013

(Letzte Änderung: 9.07.2017 @ 10:04)

6. Tag: 29.07.2013

Auf zum Flughafen - Hawai'i wir kommen!

Als wir morgens aus den Federn kriechen, ist die Freude schon groß. So lange hat es gedauert, bis wir nach 1996 wieder einmal die Perlen des Pazifiks besuchen dürfen. Die Kinder waren natürlich noch nie dort und sind ebenfalls ganz gespannt auf das Meer und die schönen Strände. Vor allem freuen sie sich auf die vielen bunten Fische und die Wasserschildkröten, die sie bald in freier Wildbahn sehen werden.

Um noch letzte Blicke auf die schöne Malibu-Küste werfen zu können, fahren wir über den Pacific Coast Highway Richtung LAX und nicht über die Interstate 101. Überpünktlich kommen wir am Flughafen an und liefern den Mietwagen bei Alamo ab. Unser 7-Sitzer Minivan hat uns gute Dienste geleistet, wir haben die Geräumigkeit sehr genossen.

Mit dem Shuttle lassen wir uns an der United Airlines Abfertigungshalle abliefern. Eine Riesenschlange reicht bis draußen vor die großen elektronischen Doppeltüren. Die Leute haben alle noch ihr Gepäck und wollen offenbar einchecken. Warum ist das bloß so voll? Gut, dass wir früh genug dran sind und nicht in Zeitdruck kommen können.

Sicherheitshalber fragt Anja eine United-Mitarbeiterin, ob wir hier richtig sind und uns wirklich anstellen müssen. Ich bleibe in der Zwischenzeit mit den Kindern beim Gepäck und reihe mich prophylaktisch schon mal ein.

Als Anja zurückkommt, hat sie einen seltsamen Ausdruck im Gesicht und ein kleines Kärtchen in der Hand. Darauf steht eine Notfallnummer, die wir kontaktieren sollen. Etwas verwirrt schildert Anja, was sie zu hören bekommen hat, und mir entgleisen langsam die Gesichtszüge.

Über Hawai'i tobt ein Tropensturm und sämtliche Flüge wurden gecancelled. Heute fliegt angeblich garantiert keine Maschine dorthin. Ich halte das zunächst für einen schlechten Scherz. Leider haben wir in den letzten Tagen nicht einmal den weather forecast gescheckt und können die Situation überhaupt nicht einschätzen.

Zunächst bleiben wir optimistisch und überprüfen die Monitore in der Halle. In der Tat: LAX - HNL wurde abgesagt. Unser Flug. Aber gerade eben ging noch ein Flug nach Honolulu raus, wir sind also etwas zu spät dran. Nach Kona (Big Island) und Lihue (Kauai) scheint noch etwas zu gehen, jedenfalls sind die Flüge noch nicht cancelled sondern stehen auf delayed.

Wir wenden uns an einen United-Mitarbeiter, der offenbar die Oberaufsicht über das sich abzeichnende Chaos hat. Er bestätigt unsere schlimmsten Befürchtungen: Kein United-Flug nach Hawai'i heute. Wir sollen die dedizierte Notfallnummer anrufen und uns beraten lassen.

Das machen wir und hängen zunächst in der Warteschleife fest. Nur gut, dass wir uns schon von Deutschland aus eine Cellion-Nummer besorgt haben. So telefonieren wir wenigstens mit einer amerikanischen SIM-Karte, was die Kosten einigermaßen erträglich halten dürfte.

Heute ist Montag. Unser Hochzeitstag, den wir in Waikiki verbringen wollten. Das können wir knicken, was ärgerlich ist, um es mal vorsichtig auszudrücken.

Doch es kommt noch schlimmer.

Viel schlimmer.

Der nächste Flug, auf den man uns buchen kann, geht erst Freitag. Und zwar am Abend. Ankunft Oahu gegen 21.00. Waaaaas?? Das ist erst in vier Tagen, da wollten wir schon Oahu hinter uns gelassen haben und einen Tag lang auf Kauai sein. Das würde also bedeuten, dass wir Oahu komplett abhaken können und auch einen Tag auf Kauai. Sämtliche Buchungen für Mietwagen und Hotel auf Oahu sind anscheinend hinfällig, aber natürlich schon im voraus bezahlt worden. Die Flüge von Oahu nach Kauai ebenfalls. Das ist der GAU.

Vorsichtshalber lassen wir uns auf den Freitag-Flug buchen. Auf den Monitoren verfolgen wir das sich abzeichnende Unheil. Nach und nach zerstäuben unsere Hoffnungen in der Luft, als die bisher als verspätet gemeldeten Flüge nach Big Island, Maui und Kauai ebenfalls gecancelled werden. Scheinbar geht wirklich nichts mehr.

Wir müssen jetzt irgendetwas vor Ort tun, reihen uns vor einem der Check-In Schalter ein und warten, bis wir dran sind. Währenddessen halten Lisa-Marie und Annalena die Stellung. Mit bewundernswerter Gelassenheit nehmen sie die schlechten Nachrichten auf, obwohl sie natürlich enttäuscht sind.

Die Dame am Check-In ist spürbar genervt und bestätigt, was wir am Telefon zu hören bekommen haben. Kein Flug in den nächsten Tagen, auf den wir gebucht werden können. Alles schon voll.

Da haben die Amerikaner einen Riesenvorteil gehabt. Die sind größtenteils gleich zu Hause geblieben und haben sich online auf die nächsten Flüge morgen, übermorgen usw. buchen lassen und dadurch den Schaden in Grenzen halten können. Als Tourist, der nur hin und wieder Internet hat, hat man schlechte Karten.

Wir lassen uns nicht so leicht abwimmeln und bleiben hartnäckig. Ich bitte zu prüfen, ob andere Fluggesellschaften noch Plätze frei haben. Fehlanzeige, alle haben das gleiche Problem, was ja auch logisch ist.

Nächster Versuch: Was ist mit San Francisco, Las Vegas, San Diego? Gehen von dort Flüge? Zur Not fahren wir dorthin, Hauptsache wir kommen spätestens übermorgen weg. Wieder nichts. Wie ist die Lage in Phoenix oder Denver? Selbst Seattle würden wir in Kauf nehmen, dann müsste man sich eben beim Fahren abwechseln und den Interstate raufjagen. Alles machbar. Wir sind echt verzweifelt.

Sämtliche Flughäfen im Westen der USA haben keine Plätze auf ihren Hawaii-Flügen. Wir könnten höchstens zurück zur Ostküste fliegen, also z.B. nach Chicago oder Washington D.C. Das ist aber natürlich zu weit, zumal es auch dort Probleme mit dem Wetter gibt, und viele Flüge gestrichen wurden.

Wir sitzen fest und wissen nicht weiter.

Niedergeschlagen kehren wir zu unseren Mädels zurück. Die beiden tragen die immer düsteren Nachrichten mit Fassung und bleiben positiv. Wir sind sehr stolz auf unseren Nachwuchs.

Noch ein Versuch: Wir stellen uns wieder an und kommen mit einem jungen deutschen Paar ins Gespräch. Die beiden haben eine Woche Oahu gebucht und sind noch viel ärmer dran als wir. Auch sie können erst Freitag fliegen, was ihren gesamten Hawai'i-Urlaub pulverisiert. Die beiden sind außer sich und wissen nicht, was sie tun können. Eine andere deutsche Familie hat nur drei volle Tage Oahu gebucht und steht vor den Scherben ihrer Reiseplanung. Alles hin.

Der United-Angestellte, der sich nun um uns kümmert, ist klasse. Sehr kompetent und empathisch versucht er alles Mögliche, leider auch ohne durchschlagenden Erfolg. Wenigstens können wir erreichen, dass wir Freitag einen relativ frühen Direktflug nach Lihue bekommen. Sonst wären wir nicht nur total verspätet, sondern zu allem Überfluss auch noch auf der falschen Insel. Unsere Ferienwohnung auf Kauai ist natürlich auch längst gebucht und bezahlt. Gleiches gilt für den Mietwagen.

Es hat keinen Sinn weiter zu verhandeln. Meine Frage, ob wir denn wenigstens die entstehenden Mehrkosten für Motels auf dem Festland ersetzt bekommen, wird erwartungsgemäß verneint. Höhere Gewalt. Man drückt uns einen pinkfarbenen Zettel in die Hand, mit dem wir bei bestimmten Hotels Sonder-Rabatte bekämen. Versuchsweise rufen wir ein Hotel an, aber der Rabatt ist nicht der Rede wert und das Zimmer ist mit 139 USD plus Tax viel zu teuer. Der nächste Reinfall also.

Wir haben über zweieinhalb Stunden verhandelt, diskutiert und überlegt und sind kaum einen Schritt weiter. Wie teuer sind eigentlich einstündige Handy-Telefonate mit einer amerikanischen SIM-Karte? Ich denke da lieber nicht weiter drüber nach.

Was jetzt?

Erst einmal müssen wir uns einen fahrbaren Untersatz für die nächsten Tage organisieren und dann eine neue Reiseplanung aus dem Nichts kreieren. Ok, es gibt schlechtere Gegenden als Süd-Kalifornien zum Überbrücken, aber wir haben uns so auf Hawai'i gefreut und nun macht uns ein blöder Sturm, dem man auch noch den bescheuerten Namen Flossie gegeben hat, einen Strich durch die Rechnung.

Stopp. Noch etwas: Hier am Flughafen haben wir WLAN, also nutzen wir die Gelegenheit das Hotel und den Mietwagen auf Oahu zu stornieren, um so die Kosten evtl. minimieren zu können. Anschließend schreiben wir eine entsprechende Mail an unseren Reiseveranstalter in der Heimat und berichten von unserem Unglück.

Dann fahren mit dem Alamo-Shuttle zur Mietwagenstation. Hier ist die Hölle los. Die Idee hatten scheinbar nicht nur wir. Ich bin auf 180 und habe keine Lust zu warten. Wozu gibt es einen separaten Customer Care Schalter? Dort bauen wir uns auf und schildern unser Problem.

Jetzt wird es erst richtig böse. Ein Mittelklassewagen soll für fünf Tage 626,02 USD plus Tax kosten. Wie bitte? Tja, Pech gehabt, wir haben ja nicht vorgebucht und müssen nun die tagesaktuellen Preise zahlen und wegen des unerwartet großen Ansturms sind die eben exorbitant hoch. Angebot und Nachfrage regeln den Preis. Ganz besonders in Amerika.

Ich kann es nicht fassen, dass wir auch noch so abgezockt werden, aber selbst unsere Forderung den Manager zu sprechen, ändert nichts. Der Mann ist ebenfalls beinhart und unerbittlich.

Wütend reiche ich meine Kreditkarte rüber und lasse sie mit einer Standby-Buchung belasten. Wenigstens das haben wir hinbekommen: In der Hoffnung, dass unser Reiseveranstalter kulanzweise einspringt, wird Alamo versuchen sich von dort das Geld zu holen. Falls es nicht klappt, wird unsere Karte effektiv belastet. Meine Hoffnung wenigstens finanziell einigermaßen glimpflich davon zu kommen ist gleich Null. Hotel und Mietwagen auf Oahu sind ja eh schon futsch. Die Flüge auch.

Wir bekommen einen "normalen " Wagen, d.h. weder einen Van noch einen SUV. Beides wäre noch viel teurer gewesen. So müssen wir uns also in ein Auto quetschen, welches wir unter normalen Umständen nie im Leben auch nur ansatzweise in Erwägung gezogen hätten. (Ein SUV hätte für die paar Tage übrigens über 1000 USD plus Tax gekostet. Ja, richtig gelesen!)

Das Gepäck passt nicht in den Kofferraum und die Kinder müssen einiges davon mit auf die Rückbank nehmen. Auweia, wie soll das bloß die nächsten Tage laufen?

Und nun?