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a taste of paradise 2013

(Letzte Änderung: 29.09.2022 @ 22:47)

5. Tag: 28.07.2013

Mann, Mann, Mann. War der Jet-Lag früher auch so heftig? Oder werde ich einfach nur älter (was zweifelsfrei stimmt)? Um 02.30 Uhr bin ich hellwach und döse dann wieder ein. Genau eine Stunde später das gleiche Spiel und um 04.30 Uhr wieder. Immer im Stundentakt. Was soll das denn?

Irgendwann gebe ich auf und beschließe mit Unterstützung von Ralfs Disk-Station Fußball zu gucken. Der SC Paderborn spielt in Cottbus, liegt aber schon nach 20 Minuten 3:0 zurück und entnervt lege ich das Ipad beiseite. Klasse.

Bis 06.30 Uhr döse ich noch ein wenig im Bett und dann ist es endlich spät genug um aufzustehen. Gott sei Dank ist diese Nacht zu Ende! Anja ging es zwar besser, aber von einer erholsamen Nacht kann auch bei ihr keine Rede sein. Nur Lisa-Marie und Annalena stecken alles mit links weg und schlafen wie die Engel.

Als wir nach draußen gehen, merken wir, dass es heute morgen ziemlich kühl ist. Kein Vergleich zu den letzten Tagen, wo schon früh die Sonne warm vom Himmel strahlte.

Bei Ralph´s und Starbucks decken wir uns mit Donuts und Kaffee ein. Das "Frühstück" im Days Inn wird wieder mit Missachtung gestraft, auch wenn unser Verhalten diesbezüglich ein wenig an Dekadenz grenzt. Egal, wir sind im Urlaub.

Ein Blick gen Himmel verrät nichts Gutes. Wir möchten heute eine Bootsfahrt zu Anacapa Island machen und alles sieht grau in grau aus. Die marine layers, der übliche Morgen- bzw. Vormittagsnebel an der Pazifikküste, scheinen sehr hartnäckig zu sein. Im Gegensatz zu den letzten Tagen ist kein bisschen Auflockerung in Sicht.

Mit den Channel Islands scheinen wir irgendwie auf Kriegsfuß zu stehen. Fast jedes Mal, wenn wir uns eine Tour vornehmen, sind die marine layers besonders heftig. 2007 habe ich auf Santa Rosa Island nicht die Hand vor Augen gesehen und 2009 haben wir eine geplante Tour zu Anacapa Island kurzfristig ganz gestrichen. Nur 1996 hatten wir bei einem Campingtrip nach Anacapa etwas mehr Glück. Morgens war zwar auch Waschküche Programm, aber am frühen Abend klarte es wenigstens auf und die Sonne schien. Und heute?

Wir fahren nach Oxnard und stellen fest, dass wir im Prinzip viel zu früh dran sind. Wir hätten ja auch gerne länger geschlafen, aber es ging einfach nicht. Unterwegs kommen wir an einem Subway-Restaurant vorbei, welches gerade erst geöffnet hat. Wir decken uns mit einer Riesenmenge Subs ein und ich probiere die Beilage des Jahres: spinach. Kenne ich weder von früheren Jahren noch aus Deutschland. (Schmeckt übrigens nicht schlecht und liegt sehr auf Linie des allgegenwärtigen Wellness- und Fitnesstrends.)

Wir parken auf dem großen Parkplatz gegenüber von Island Packers. Hier haben wir schon einmal widerrechtlich eine Nacht im Wohnmobil verbracht. Alles kommt uns sehr bekannt vor.

Beim Einchecken erhalten wir große Bordkarten aus Plastik und dann müssen wir warten, bis es losgeht. Um uns die Zeit und die heran kriechende Müdigkeit zu vertreiben kaufen wir uns einen Riesenbecher Kaffee. Dieser ist so schlecht, dass es beinahe wehtut. Da ist irgendein süßes Zeug drin, obwohl wir non flavoured bzw. regular coffee bestellt haben. Wahrscheinlich ist non flavoured in diesem Laden immer noch mit Geschmack und zwar einem, der eindeutig nicht in Kaffee gehört. Bäääh. Bloß weg damit, ich bekomme das Gesöff nicht durch die Kehle.

Neben der Restauranttheke steht ein Aquarium mit großen Langusten und Krabben. Die Tiere sind fangfrisch und erfreuen sich mit ihren hierhin und dorthin zeigenden Scheren und Antennen offenbar bester Gesundheit, was allerdings ein Zustand von überschaubarer Dauer sein dürfte. Bald schon werden sie ... ach, lassen wir das besser.

Lisa-Marie und Annalena sind schockiert, als ich das Schicksal der interessant aussehenden Krustentiere schemenhaft vor ihrem geistigen Auge ausbreite. Schnell versichere ich ihnen, dass die Mahlzeit in spe ihr unglückliches Los nach unserem Verständnis nicht richtig erfassen kann und nicht leiden muss. Damit ist der Seelenfrieden unserer Töchter wieder halbwegs hergestellt und die Gefahr größerer Gefühlsausbrüche gebannt.

Wir müssen immer noch eine halbe Stunde warten, bis wir an Bord gehen können. Nach den obligatorischen Sicherheitshinweisen geht die Fahrt los. Die Sicht ist gleich Null und es ist ziemlich kalt. Wir sind froh über unsere Jacken und Sweatshirts dabei haben.

Als Ausgleich für das miese Wetter werden wir von einer Gruppe Delfine begleitet, die offenbar großen Spaß daran haben, sich mit unserem Boot ein Wettrennen zu liefern.

Nach einer knappen Stunde taucht East Anacapa Island schemenhaft am Horizont auf. Die Insel hat in der Nebelsuppe ein wenig Ähnlichkeit mit einem Geisterschiff.

Wenig später erreichen wir die landing cove der Insel. Hier steigen wir aus, wobei zunächst die Camper mit ihrer Ausrüstung dran sind, die über Nacht bleiben möchten. Mit einem Schmunzeln denke ich an 1996 zurück, als Ralf, sein Bruder André, Anja und ich eine Riesen-Kühltasche mit viel Bier und wenig anderen Lebensmitteln die steile Treppe hoch geschleppt haben, die wir jetzt mit wesentlich weniger Gepäck hoch stapfen.

Oben machen wir eine kurze Pause an einem der Tische, die mit sich drehenden "Propellern" bestückt sind. Ohne diese Möwen-Abschreckmaßnahme sähen die Tische wahrscheinlich schnell genauso weiß aus, wie Großteile der Insel.

Lisa-Marie ist von Anacapa Island überhaupt nicht begeistert und friert vor sich hin: "Ist doch nur ein vollgeschissener Felsen."

Ganz unrecht hat sie nicht. East Anacapa Island ist wirklich nichts weiter als ein rauer, schroffer Felsen. Strände gibt es nicht, schwimmen bzw. schnorcheln kann man nur in der landing cove.