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Off-the-beaten-Track 2012

(Letzte Änderung: 18.09.2022 @ 12:02)

8. Tag: 13.10.2012 (Fortsetzung)

In Höhe des Tomsich Butte kommt der landschaftlich schönste Teil der Red Canyon Loop. Rechts ragen steile Felswände in die Höhe und links geht es ebenso steil herunter. Die Straße ist hier sehr schmal und windet sich entlang der Klippen.

Mit Unbehagen sehen wir, dass an den Felswänden die Nässe der vergangenen Tage noch nicht abgetrocknet ist. Die Piste ist relativ feucht und macht einen ziemlich seifigen Eindruck. Hier und da stehen auf der den Felsen zugewandten Seite der Straße riesige Wasserlachen, die wir links, also nahe am Abgrund, umfahren müssen.

Nach einer Weile kommt eine von weitem eigentlich nicht besonders problematisch aussehende Stelle. Der Schlamm scheint zwar etwas tiefer zu sein, aber da hatten wir in den vergangenen Tagen doch schon schwierigere Passagen zu meistern. Wir beschließen so zu verfahren wie zuvor: Mit Schwung und hohem Tempo durch. Ralf nimmt Anlauf und wir rasen los.

Genauso schnell, wie wir in den Morast reingefahren sind, verlieren wir an Geschwindigkeit. Der Schlamm hat die Konsistenz zähen Kleisters und nimmt uns gefangen wie die unnachgiebigen Tentakel eines Riesen-Krake. Es gibt kein Entkommen. Wir werden immer langsamer und bleiben schließlich mitten im Schlamassel stecken.

Gasgeben hilft gar nicht, sondern macht die Sache nur schlimmer. Auch kräftige Lenkbewegungen zur Seite helfen nicht uns zu befreien. Die Reifen des Jeeps drehen durch und drohen sich immer tiefer einzugraben. Also Füße stillhalten und raus aus dem Wagen um die Lage näher in Augenschein zu nehmen.

Ein leichter Anflug von Panik macht sich breit, denn wir sind hier richtig weit weg von der Zivilisation, die Hanksville heißt. Außer uns befindet sich offenbar kein Gefährt auf der Piste, denn es ist schließlich nicht jeder so blöd kurz nach heftigen Regenfällen so einen Unsinn zu verzapfen. Jedenfalls haben wir weder vor noch hinter uns irgendein Auto bemerkt.

Schnell gehen wir die Optionen durch:

Option A) Am Wagen bleiben und warten, ob vielleicht doch irgendjemand kommt oder der Sumpf, in dem wir gerade stehen, abtrocknet. Aber wie lange soll das bitteschön dauern? Wir haben zwar Wasser und Verpflegung für ein paar Tage an Bord, aber nicht wirklich Lust hier tagelang in der Pampa zu hocken und dem Wasser beim Versickern zuzusehen.

Option B): Einer bleibt am Wagen und der Andere holt per pedes Hilfe - scheidet im Prinzip aus, weil es einfach viel zu weit zu laufen ist.

Option C): Wir versuchen den Wagen auszugraben. Hätte ich bloß im Walmart in Las Vegas einen Klappspaten eingepackt! Das hatte ich eigentlich vor, habe es jedoch in der Hektik der ersten Tage schlichtweg vergessen. So ein Mist! Mit den bloßen Händen Jeep-Reifen ausbuddeln ist utopisch.

Option D): Keine Ahnung, gibt es eine vierte Möglichkeit?

Es scheint so, als würden wir hier und heute die Quittung für den Leichtsinn der letzten Tage bekommen. Bislang ist angesichts der widrigen Umstände und unserer Unvernunft alles viel zu glatt gegangen.

Gut ist, dass wir beide ruhig bleiben und es bewährt sich, dass wir uns schon lange kennen. So gibt es in dieser Stresssituation kein böses Wort. Zwar mache ich Ralf dezent darauf aufmerksam, dass er ruhig ein bisschen mehr Gas hätte geben können, sehe aber schnell ein, dass das Quatsch ist. Wahrscheinlich wären wir trotzdem verreckt - außerdem ist die Straße schmal und abschüssig und da kann man nicht mal eben so mit 80 mph herdonnern. Wenn der Fahrer die Kontrolle über die Karre verliert, geht es Richtung Abgrund und dann wird es richtig böse.

Nach einer Weile hören wir lautes Motorengeräusch. Hinter uns wirbelt Staub auf und eine Gruppe von schlammverdreckten und eingestaubten ATV-Fahrern kommt uns entgegen. Was haben wir doch für ein Glück! Natürlich sind die Jungs sofort bereit uns zu helfen, der Tourleiter möchte nur erst seine eigenen Leute und sich selbst durch die gefährliche Stelle lotsen. Mit Full-Speed heizt er durch das Schlammloch und kommt sicher auf der anderen Seite an.

Einer seiner Schützlinge hat weniger Fortune und verreckt sogar mit seinem ATV, was uns ein wenig beruhigt. Wir haben also fahrtechnisch nicht alles falsch gemacht, hier geht mit normalen vier Rädern einfach nicht mehr. Nun wird zunächst das liegengebliebene ATV aus der Grütze gezogen, dann sind wir an der Reihe.

Zwei ATVs werden mit Abschleppseilen vor unseren Jeep gespannt und dann heulen die Maschinen der kleinen geländegängigen Fahrzeuge auf. Mit einem Ruck werden wir aus dem Schlamm befreit. Der Wagen schießt nach vorne, als hätte man ihm einen kräftigen Tritt in den Allerwertesten verpasst und touchiert dabei sogar eines der beiden Rettungsfahrzeuge leicht, was der Fahrer aber cool und gelassen zur Kenntnis nimmt.

Der Tourleiter nimmt uns die unfreiwillige Verzögerung kein bisschen krumm und bemerkt nur lakonisch: "These roads can be tricky when wet." Wohl war.

Alles gut gegangen, aber der Schreck steckt uns noch in den Gliedern. Wir bitten die ATV-Leute nicht so schnell vorzufahren, nur für den Fall, dass uns wieder so ein Missgeschick ereilt. Solange wir die Passage am Fuße des Tomsich Butte nicht hinter uns haben, möchten wir auf Nummer Sicher gehen und Geleitschutz haben.

Und das mit gutem Grund, denn nur ein paar Hundert Meter weiter haben wir ähnliche Probleme. Wieder sitzen wir in einem Schlammloch fest und es sieht so aus, als würde nichts mehr gehen. Aber diesmal sind wir etwas besser dran und können den Wagen mit kräftigen schnellen Lenkbewegungen und gleichzeitigem Gasgeben Stück für Stück befreien. Dabei driften wir zwar nach rechts ab und kommen der Felswand bedrohlich nahe, aber schließlich haben wir es geschafft.

Unsere ATV-Freunde lassen wir fortan nicht mehr aus den Augen. Zwar können wir mit deren atemberaubender Geschwindigkeit nur mit Mühe mithalten, aber es geht. Erst als die Gruppe rechts zu einer der Dirty Devil Uranminen abzweigt, vor denen wegen der Restradioaktivität gewarnt wird, trennen sich unsere Wege.

Die Straße ist jetzt auch wieder trocken und damit harmlos. Unser Jeep hingegen sieht ein wenig derangiert aus.

Schöne Fotomotive warten noch auf uns. Endlich können wir die Fahrt wieder genießen.

Als wir wieder auf der Temple Mountain Road sind, fahren wir diese Richtung Norden und kommen nach ca. einer halben Stunde zum Interstate 70. Die Temple Mountain Road verläuft ein Stück parallel zum Interstate und am nächsten exit stehen wir vor einer Entscheidung: Direkt auf den Interstate Richtung Moab oder noch ein Abstecher zum Wedge Overlook. Dann müssten wir unter dem Interstate her und geradeaus nach Norden weiterfahren.

Aus Zeitgründen - der Abstecher zum Wedge Overlook ist bei 39 Meilen one way auf einer gravel road nicht mal eben so zu machen - fahren wir auf der I 70 nach Osten. Endlich wieder Asphalt. Moab wir kommen!

In Green River tanken wir und kommen am späten Nachmittag in Moab an. Mein Lieblings-Motel, das Inca Inn, welches mich immer mit sehr gutem Preis-Leistungsverhältnis im ansonsten überteuerten Moab überzeugt hat, ist leider belegt. Schade.

Für 99 USD minus 5 USD AAA-Rabatt plus Tax checken wir dann im Riverside Inn ein. Das ist ein relativ neues Motel am nördlichen Stadtrand von Moab und macht einen ganz ordentlichen Eindruck. Der Preis ist für Moab auch ok.

Nachdem wir das Gepäck auf´s Zimmer verfrachtet haben, fahren wir ein paar Meilen weiter nach Norden zum Arches NP. Ich war hier schon so oft, dass ich jede Kurve der Parkstraße beinahe mit verbundenen Augen beschreiben könnte, aber Ralfs letzter Besuch ist schon lange her. Natürlich möchte er da eine Auffrischung haben.

Zunächst machen wir einen kurzen Stopp am La Sal Mountains Overlook. Immer wieder schön, zumal die höchsten Gipfel einen zarten Puderzucker-Überguss verpasst bekommen haben. Was in den flacheren Regionen als sintflutartiger Regen runterkam, hat es dort oben als Schnee gegeben.

Weiter geht´s zum Balanced Rock Viewpoint und dann zur Windows Section. Hier macht Ralf einen kleinen Trail zu den North und South Windows, während ich im Auto warte. Ich muss den Anstrengungen der letzten Tage offenbar Tribut zollen und fühle mich ein wenig angeschlagen. Also ist Schonung angesagt zumal ich diesen Weg auch schon ein paar mal gegangen bin.

Als Ralf wieder zurückkehrt, fahren wir zurück nach Moab. Die Sonne steht schon extrem tief und es wird bald dunkel werden, sodass weitere Erkundungen im Arches Nationalpark keinen Sinn machen.

In Moab suchen wir ein schönes Restaurant und stellen fest, dass es entgegen meiner Behauptung weder Applebee´s noch ein Outback Steakhouse gibt. Das hatte ich irgendwie falsch in Erinnerung. Also fahren wir zum Moab Brewery. Diese ist aber total überfüllt. Die Wartezeit soll über einen halbe Stunde betragen und darauf haben wir keine Lust.

Unser nächster Versuch ein Restaurant zu finden geht auch in die Hose. Das Steakhaus hat völlig überzogene Preise und auch hier ist wäre die Wartezeit relativ lang. Schließlich landen wir bei La Hacienda, dem mexikanischen Restaurant, welches neben dem Inca Inn Motel liegt. Das Essen ist nicht überragend aber in Ordnung.

Offenbar ist Ralfs Energie immer noch nicht aufgebraucht. Er möchte noch Moab unsicher machen und ein paar Souvenirs jagen. Mir steht der Sinn eher nach einem ganz ruhigen Abend mit ein wenig Lesen und frühem Horchen an der Matratze, also lasse ich mich am Motel absetzen.