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Eastern Highlights 2011

(Letzte Änderung: 9.07.2017 @ 10:04)

5. Tag: 04.08.2011 (Fortsetzung)

Long Island ist im südlichen Teil nicht zu unterscheiden von anderen großstädtischen Ballungsgebieten. Es ist einfach nur voll, hektisch und verkehrsmäßig akut infarktbedroht. Mal eben raus aus New York und ein bisschen Inselluft schnuppern, kann man sich abschminken.

Von dem Meer sehen wir lange Zeit gar nichts, denn wir fahren auf kürzester Strecke von Queens bis nach Riverhead durch und sind dabei nicht einmal in Strandnähe.

Heute ist Donnerstag, das Wochenende steht also vor der Tür. Allerdings sollte der große Run auf die Unterkünfte erst morgen beginnen und deshalb haben wir auch nichts vorgebucht. Guter Hoffnung machen wir uns also auf die Suche nach einer bezahlbaren Unterkunft.

Zunächst fragen wir ganz unschuldig im Holiday Inn Express in Riverhead. Riverhead ist in keiner Weise schön oder günstig gelegen oder interessant oder sonst wie bemerkenswert. Dass wir 319 USD + Tax für ein Zimmer mit zwei queens beds zahlen sollen, haut uns beinahe aus den Strümpfen. Je nee, is klar! Ok, Holiday Inn ist immer relativ teuer (auch als Express), aber über 300 USD sind eine bodenlose Frechheit. Ich hatte mit 169 USD + Tax gerechnet, maximal, weil noch nicht einmal Wochenende ist, aber das Doppelte ist absolut indiskutabel. Scheinen aber viele Leute anders zu sehen, denn der Laden ist gerappelt voll.

Wir fahren weiter und holen uns bei der Frage nach einem Zimmer einen Korb nach dem anderen. Sorry, we are full! hallt es uns entgegen oder es steht schon ein entsprechendes Schild vor dem Haus. Was jetzt? Wir suchen weiter und landen schließlich im Greenview Motel in Riverhead.

Was für eine traurige Karikatur einer Unterkunft ist das bloß? Hätten wir mal einen Blick bei Tripadvisor riskiert, hätten wir uns erst gar kein Zimmer zeigen lassen müssen. Sechzehn Bewertungen und davon fünfzehn "ungenügend" sprechen Bände. Die eine Person, die mit "befriedigend" bewertet hat, muss Schlimmes gewohnt sein und verdient mein aufrichtiges Mitgefühl. "Wie aus einem HORROR Film!" lautet die Überschrift zu einer aktuellen (Stand: Oktober 2013) Bewertung. Wie gut, dass wir dieses Urteil nicht einer näheren Prüfung unterzogen haben und weitergefahren sind. Ach so: Die Luxusherberge sollte übrigens 100 USD für die erste Nacht und 140 USD für die zweite Nacht (von Freitag auf Samstag) kosten. Plus Tax selbstredend. Dafür aber ohne WLAN. EINHUNDERTVIERZIG US DOLLAR PLUS TAX OHNE WLAN für eine Nacht! Da fehlen mir die Worte.

Nächster Versuch: Swiss Motel, ebenfalls in Riverhead. Gezeichnet von den vorherigen Versuchen erwarten wir nicht viel und werden nicht enttäuscht. Hier wird auch nicht viel geboten, abgesehen von einem Teppich, der zu leben scheint, und völlig versiffter Einrichtungsgegenstände (Kühlschrank, Fön etc.). Es stinkt nach abgestandenem Rauch und die Bettwäsche ist z.T. zerrissen. Dementsprechend sind die Bewertungen bei Tripadvisor. Allerdings gibt es einen schönen Garten mit See und das Personal ist sehr nett. Außerdem ist der Laden spottbillig: 89 USD für die erste Nacht und 139 USD für die zweite Nacht von Freitag auf Samstag. Plus Tax, ist doch klar.

So viel zum Thema Übernachtung auf Long Island. Mein ernst gemeinter Rat: Vorbuchen. Unbedingt.

Wir packen unsere Sachen ins Zimmer und fahren schnell weiter Richtung Hamptons. Unser Motel wollen wir nur für die Nacht aufsuchen, keine Stunde länger als nötig möchten wir in dem Raucher-Gestank aushalten.

Alle Mann rein ins Auto und los geht´s. Ruckzuck geraten wir in einen Mega-Stau. Auf einer Länge von ca. 15 km geht mehr oder weniger gar nichts mehr, was daran liegt, dass sich der ganze Verkehr durch kleine Ortschaften quälen muss, an denen man auf dem Weg zu den mondänen Stränden der Hamptons nicht vorbeikommt.

Wir kommen durch Bridgehampton und bestaunen aus unserem dahin kriechenden Wagen die schlossähnlichen Gebäude des Bridgehampton School Districts. Nobel, was da wohl das Schulgeld kostet?

Unser erstes Ziel ist der main beach von Easthampton. Hier kostet das Parken in Strandnähe satte 25 USD. Es ist schon kurz vor 16.00 Uhr und meine Bereitschaft 25 USD für etwa zwei Stunden Parken zu berappen ging gegen Null. Also fragen wir die Leute, wo man hier denn günstiger parken könne. Fehlanzeige. Allerdings klärt uns eine nette Dame auf: "They don´t ticket after 4. You should be fine." Ihr Wort in Gottes - ähh police officer`s - Ohr.

Wir riskieren es ohne Parkschein und gehen mit Sack und Pack an den Strand. Nach dem ganzen Verkehrschaos kommt dieser uns vor wie aus einer anderen Welt und wir sind überwältigt. Wow!

Der Strand ist super-gepflegt. Kein Papierschnipsel liegt hier rum. Feiner Sand, schöne Wellen, Dünen wie aus dem Bilderbuch, blaues Meer und ein perfekter Himmel. Wer behauptet, dass Kalifornien die schönsten Strände im Lande hat, sollte besser noch einmal gründlich recherchieren. Der Strand von Easthampton jedenfalls hält jedem Vergleich spielend stand.

Natürlich lassen wir die Gelegenheit nicht aus den Atlantik zu testen. Erfrischend, aber überhaupt nicht kalt ist er mit seinen 70° Fahrenheit (ca. 21° C) bei 26° C Lufttemperatur und einer sanften Brise und wir sind uns einig, dass es badetechnisch nicht viel besser werden kann.

Irgendwann reißen wir uns los und ich gehe schon einmal vor zum Auto. Glück gehabt, kein Ticket! Ich fahre den Wagen direkt bis hinter den Deich und stehe dort etwa zwei Minuten im Halteverbot, als ich auch schon Bekanntschaft mit der örtlichen Polizei mache. Hier ist die Welt noch in Ordnung und dem wachen Auge des Gesetzes entgeht nichts: Halten verboten! No parking any time!

Sorry! Ich bekenne mich schuldig und signalisiere den Ordnungshütern, dass ich sofort weiterfahren werden, aber auf meine Kinder und meine Frau mit dem vielen Gepäck warte. Man lässt Milde walten und ich komme wieder einmal ungeschoren davon.

Es ist jetzt ca. 18.00 Uhr und wir haben überhaupt keine Lust schon zu unserer Absteige zurückzukehren. Also cruisen wir noch ein bisschen herum und stellen fest, dass in Easthampton Häuser stehen, für die diese Bezeichnung komplett fehl am Platze ist. Paläste sind es, umgeben von makellos geschnittenen hohen Hecken und schmiedeeisernen Toren vor kiesgeschütteten Einfahrten. Einfach unglaublich.

In der Nähe befindet sich der Hither Hills SP. Wir machen nur einen kurzen Abstecher, stellen aber fest, dass der Strand hier genauso schön ist wie in Easthampton. Die ganze Küste ist umwerfend schön.

Noch immer haben wir nicht genug und fahren weiter zum Montauk Point SP. Dieser befindet sich an der äußersten Spitze von Long Island (South Fork) und lockt uns alleine schon durch seine exponierte Lage. Auch hier werden wir nicht enttäuscht. Zwar ist der im Jahr 1796 errichtete Leuchtturm Montauk Point Light schon geschlossen, aber dafür entschädigt die wunderschöne Küste, die jetzt im Abendlicht besonders malerisch aussieht, auch hier. Große boulder-ähnliche Felsbrocken liegen hier dicht an dicht und es ist für Lisa-Marie und mich ein Vergnügen darüber zu hüpfen.

Jetzt müssen wir aber wirklich langsam zurück und - tun es dennoch nicht. Noch ein kurzer Abstecher zum Montauk Harbour und ein paar Fotos von den anliegenden Booten machen.

Ab nach "Hause" in unsere schimmelige verräucherte Absteige. Ich freue mich, dass der Aufenthalt dort dadurch minimiert wird, dass wir noch einkaufen müssen. Aber wie heißen bloß die großen Supermarkt-Ketten im Osten der USA? Vons? Safeway? Albertsons? Alles Fehlanzeige, die finden wir nirgendwo.

Wir fragen in einem Walmart und die Dame an der Kasse antwortet mit bestimmtem Ton: "Kinkln!" "Excuse me?" "Kinkln!" Ratlosigkeit macht sich breit. "K-I-N-G K-U-L-L-E-N!" Ah, jetzt ja, wir haben´s gecheckt.

Also auf zum nächsten King Kuller - und tatsächlich: Wir finden einen Supermarkt nach amerikanischem Standard mit riesigen Einkaufswägen, unglaublich dimensionierten Ladentheken und einem Lebensmittelangebot, dass in Deutschland drei größeren Supermärkten zusammen gut zu Gesicht stehen würde.

Jetzt gibt es keine Ausreden mehr, wir müssen zurück zum Motel. Es ist schon 22.00 Uhr und die Kinder werden unter Protest unter die Dusche geschickt. Kein Pardon - wir wollen schön sauber sein, wenn wir in der zerrissenen Bettwäsche nächtigen. Was sollen denn die bed bugs von uns denken?

Zum Abendessen gibt es Obst und Gemüse.

Licht aus. Gute Nacht.

(gefahrene Meilen: 203)