St. Louis (MO)
(Letzte Änderung: 17.09.2022 @ 9:20)Gefährlich. Heruntergekommen. Nichts zu sehen dort.
So ungefähr lauteten lange Zeit meine Assoziationen zu St. Louis. Gefährlich und heruntergekommen stimmte auch - jedenfalls Anfang der 1990er Jahre. Damals (1992) waren wir quasi auf Durchreise und geschockt wegen der unzähligen Obdachlosen und anderen zwielichtigen Gestalten, die unterwegs waren.
Angesehen haben wir uns kaum etwas, abgesehen von einem gähnend langweiligen Baseballmatch der Cardinals gegen die Blue Jays aus Toronto. Inklusive Autogrammstunde einer Berühmtheit, von der wir nichts wussten.
Austragungsort war das damals wie heute berühmte Busch Stadium.
Dass St. Louis auch heute noch ein gefährliches Pflaster ist, soll nicht verschwiegen werden. Laut dieser Quelle war es 2017 sogar die gefährlichste Großstadt der USA: Click
Allerdings muss man da differenzieren. Ein Großteil der Verbrechen dürfte sich in Stadtbezirken abspielen, in die sich der normale Tourist nicht verirrt. Was sollte man z.B. in Jeffvanderlou oder an der North Riverfront? So weit nördlich fahren nicht mal die Ausflugsboote auf dem Mississippi.
Ein Großteil des touristischen Lebens spielt sich entweder am Mississippi ab - und da namentlich in oder in unmittelbarer Nähe des grandiosen Gateway Arch National Parks - oder in besagtem Busch Stadium, wenn die Cardinals match day haben, die eine absolute Sportinstanz in der Stadt sind.
Das wichtigste Wahrzeichen der Stadt ist eindeutig der Gateway Arch, der Teil des Gateway Arch Nationalparks ist. Er symbolisiert das Tor zum Westen, das St. Louis lange Zeit war. Von hier starteten die großen Expeditionen, um das nach dem Louisiana Purchase 1803 an Amerika verscherbelte ehemalige französische bzw. spanische Riesenterritorium zu erforschen, das unter dem Namen Louisiana im Prizip den gesamten heutigen mittleren Westen und Nordwesten umfasste. Zu nennen sind hier insbesondere die Lewis & Clark Expedition 1804 und die von Zebulon Pike im Jahr 1806.
Damals war St. Louis eine frontier town, eine Grenzstadt. Der letzte Außenposten der Zivilisation quasi.
Den Gateway Arch kann man im Rahmen einer geführten Tour mit einer gondelähnlichen Kapsel befahren. Von oben hat man nicht nur einen tollen Überblick über die Stadt, sondern auch auf deren historisch gesehen wohl zweitwichtigstes Gebäude, das Old Courthouse (auch dieses gehört zum Gateway Arch Nationalpark).
Dieses diente ursprünglich als Bundes- und Landesgericht und dort wurde 1857 der berühmte "Scott vs. Sandford Prozess" verhandelt, in dem der Schwarze Scott auf Freilassung als Sklave geklagt hatte. Leider verneinte das Urteil die Bürgerrechte von Afroamerikanern generrell und stärkte die Rechte der Sklavenhalter, so dass es noch bis 1861 Sklavenauktionen in dem alten Gerichtsgebäude gab.
Beeindruckend ist die prunkvolle Decke unter der Kuppel.
Directions
Good to know
Die mit Abstand bedeutendste Sehenswürdigkeit der Stadt ist der Gateway Arch National Park. Infos dazu, auch zu einer empfehlenswerten Tour, finden sich hier: Click
Im Rahmen der Tour bekommt man auch Eindrücke von der Stadt, die man sonst als Normaltourist eher nicht vermittelt bekommt, zum Beispiel von den Industrieanlagen am Mississippi.
Für Schachspieler (wie mich) interessant: St. Louis gilt als DAS Schachmekka der USA. Es gibt dort einen traditionsreichen, sehr erfolgreichen Chess Club.
My Visits
St. Louis habe ich 1992 und 2019 besucht.
Die Stadt ist definitiv einen Besuch wert. Alleine schon wegen des grandiosen Gateway Arch Nationalparks.
Diesen habe ich allerdings separat bewertet, deshalb für die Stadt selbst nicht mehr als zwei Sterne.