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Filling Gaps 2014

(Letzte Änderung: 25.12.2016 @ 10:16)

9. Tag: 11.10.2014 (Teil 9)

Beim Santa Elena Canyon Overlook muss ich leider unverrichteter Dinge weiterfahren, denn dort herrscht grelles Gegenlicht, was vernünftigen Fotos unmöglich macht.

Ich fahre die Parkstraße nach Castolon und biege dann auf den Ross Maxwell Scenic Drive nach Norden ab. Unterwegs nutze ich einige viewpoints zum Fotografieren, z.B. den Desert Mountains Overlook. Manchmal halte ich auch einfach auf der Straße an - der Verkehr ist zu relativ später Stunde gleich Null.

Beim Tuff Canyon Overlook mache ich einen weiteren Stopp und gehe die paar Meter, bis zum Canyoneingang, der nun direkt vor mir liegt. Das Auto lasse ich unverschlossen mit allen Wertsachen drin, was ich normalerweise nie tun würde. Doch hier ist wirklich keine Menschenseele unterwegs.

Als ich wieder beim Auto bin und den Motor anlasse, fährt mir der Schreck durch die Gräten. Plötzlich leuchtet eine Warnlampe auf, was tendenziell Mist ist. Es ist die vermaledeite Reifendruckwarnanzeige! Auch das noch! Offenbar hat die Old Maverick Road ihren Tribut gefordert und einen Reifen ruiniert. Wieso ausgerechnet jetzt kurz vorm Dunkelwerden, wo kein Mensch weit und breit zu sehen ist, der mir evtl. helfen könnte, falls irgendwelche Probleme beim Reifenwechsel auftreten.

Prinzipiell weiß ich, wie man Reifen wechselt und habe das auch schon bei einer anderen Reise gemacht, aber trotzdem finde ich die Perspektive unter Zeitdruck alles auf die Reihe zu bekommen, wenig prickelnd. Ich entscheide mich vorsichtig weiter zu fahren und die Anzeige, die den Reifendruck in ppi anzeigt, im Auge zu behalten. Vielleicht schaffe ich es ja noch bis Study Butte zur Tanke. Allerdings sind das noch locker 25 Meilen. Ich bin in der abgelegensten Ecke des Big Bend Nationalparks.

Die weitere Fahrt ist ein Hoffen und Bangen. Jedes mal, wenn der Reifendruck um ein mickriges ppi sinkt, werde ich unruhig. Dann geht auch noch die Anzeige zu einem zweiten Reifen an - Wahnsinn! Wenn ich zwei Platten habe, kann ich einpacken und im Wagen übernachten, so viel steht fest.

Trotzdem mache ich noch einen Fotostopp: Sotol Vista.

Auch die Homer Wilson Ranch sehe ich mir aus der Ferne an.

Gut, dass die Reifendruckanzeige auf (zu) niedrigem Niveau einigermaßen stabil bleibt. Langsam weicht die Sorge vor einer ungeplanten Nacht im Auto und je näher ich nach Norden komme, umso zuversichtlicher werde ich. Schade, dass ich die dirt road, die so vielversprechend rechts abgeht, sausen lassen muss (s. Bild links). Da wäre ich gerne ein paar Meilen gefahren.

Bald erreiche ich die Castolon/ Santa Elena Junction der Hauptparkstraße und biege links Richtung Maverick Junction ab. Auch hier keine Menschenseele und grandioses Fotolicht (s. Bild rechts). Bis Study Butte sind es nur noch zwölf Meilen. Zur Not laufe ich das zu Fuß.

Hurra! Study Butte ist in Sicht. Ich habe es schon bis zu den "Vororte" geschafft, d.h. einzelnen gammeligen Grundstücken, die aus irgendeinem Grund, der sich mir nicht erschließt, bewirtschaftet sind. Natürlich fahre ich sofort zur Tankstelle. Gut, dass es dort ein air pressure Gerät gibt. Das Teil nimmt drei Quarters, und brav schmeiße ich meinen Obolus rein, nachdem ich bei der Kassiererin Geld gewechselt habe.

Ich pumpe und pumpe, lasse den Wagen an und beobachte die Anzeige: nichts tut sich - steht immer noch auf 32 ppi, was zu wenig ist. Aber offenbar habe ich keinen Riss im Reifen oder sonst eine Beschädigung, jedenfalls kann ich mit bloßem Auge nichts entdecken.

Wenn mal bloß endlich Luft in das verdammte Ding gehen würde. Ich schmeiße eine zweite Runde Quarters rein und wieder tut sich rein gar nichts. Was mache ich falsch? Frustriert packe ich alles wieder zur Seite, steige in den Wagen und mache mich auf zum Motel. Dann eben nicht! Ich werde das Problem am nächsten Morgen weiterverfolgen.

Plötzlich springt die PPI-Anzeige um und zeigt sagenhafte 78 ppi. Das darf jetzt bitte nicht wahr sein! Ich komme mir komplett verarscht vor und kehre postwendend um. So kann ich unmöglich weiterfahren, der Reifen ist viel zu hart aufgepumpt. Zurück bei der Tankstelle läuft mir ein älteres Ehepaar über den Weg. Er ganz Cowboy, sie ebenfalls mit wettergegerbter Haut und entsprechender Haltung.

Ich schildere den beiden mein Problem und sofort bieten sie an mir zu helfen. Super-freundlich leiten sie mich zu ihrem Trailer, wo der Mann eine portable Reifendruckanzeige hat und immer mal wieder misst, nachdem er mit einem kleinen Schlüssel etwas Luft aus dem Reifen befördert hat. Es dauert eine Weile, bis so viel Luft raus ist, dass wieder der Normalzustand erreicht ist.

Mindestens zwanzig Minuten habe ich den netten Leuten geraubt, bevor sie endlich im Restaurant ihr Abendessen einnehmen können. Sie versichern mir jedoch mehrfach, dass das absolut ok sei, sie mir gerne helfen würden und das alles ganz normal wäre. Texanische Gastfreundschaft nenne ich so etwas!

Guten Mutes fahre ich nun zurück zu meinem Motel. Es ist mittlerweile stockdunkel. Im Internet recherchiere ich, dass der Reifendruck wohl auch von der Außentemperatur abhängt und im Tagesverlauf schwankt. Mal abwarten, was die Anzeige morgen ausspuckt.

Zum Abendessen gibt es Joghurt und Bananen, bevor ich todmüde ins Bett falle. Meine Nachbarn, deren Gespräche ich durch die hauchdünne Wand zuvor deutlich vernommen habe, ignoriere ich nach einer Weile erfolgreich. Bald kehrt nebenan auch Ruhe ein und ich kann ungestört schlafen.