deep south 2014
(Letzte Änderung: 18.09.2022 @ 12:02)
12. Tag: 23.04.2014
Heute ist ein wichtiger Tag: Bayern spielt im CL-Halbfinale in Madrid. Schon beim Frühstück kribbelt es. Eigentlich habe ich mir vorgenommen die Tagesplanung kein bisschen von dem Spiel abhängig zu machen. Mal sehen, ob ich das durchhalte...
Nach dem Frühstück (mittelmäßig, wie fast überall) mache ich schnell ein paar Bilder vom in der Morgensonne liegenden Biloxi Beach, der zu so früher Stunde, kurz vor 9.00, noch recht verwaist ist.
Jetzt müssen wir aber los, denn schließlich steht heute die Tour in den Honey Island Swamp an. Unser nächstes Ziel ist also Slidell (LA), wo der Touranbieter seine Niederlassung hat. Auf der I10 fahren wir Richtung Westen und passieren bald die Staatsgrenze nach Louisiana.
Wir machen einen kurzen Stopp im Welcome Center, welches uns jedoch nicht so gut gefällt, wie das Pendent in Mississippi. Wir packen etliche Flyer für Hotelangebote in New Orleans ein, und ich frage eine Mitarbeiterin, ob es denn sicher sein den historischen St. Louis I Cemetery zu besuchen. Damals (1994), bei unserem ersten Besuch, war das noch eine No Go-Gegend. Die Dame empfiehlt sich einer Tour anzuschließen, da der Friedhof mit hohen Mauern umgeben ist und man nicht gesehen wird bei einem Überfall. Ruckzuck hat sie den passenden Flyer parat und drückt ihn uns in die Hand. Allerdings beschleichen mich leichte Zweifel, ob das wirklich noch so schlimm dort ist.
Wir vertagen das Thema erst einmal und fahren weiter nach Slidell, wo die Swamp Tour losgeht. Um 10.45 Uhr sind wir da, also eine dreiviertel Stunde vor Abfahrt. Wir parken auf dem großen Parkplatz, gehen rüber zum Souvenirshop, wo es Krimskrams ohne Ende zu kaufen gibt, und bezahlen.
Das geht nur bar, also aufgepasst, dass genug Cash an Bord ist. Die Kreditkartennummer haben wir telefonisch durchgegeben, aber die eigentliche Bezahlung ist cash only. Gut, dass wir gerade noch genügend Kröten dabei haben, um unsere 76 USD zu latzen. Bargeldtechnisch sieht es bei uns ab sofort aber ziemlich mau aus.
Kurze Zeit später werden wir auch schon aufgerufen, was für Hektik sorgt, denn wir sind gerade dabei uns einzucremen. Noch schnell ein paar Wasserflaschen geschnappt und dann gehen wir als Letzte an Bord eines überdachten, schattigen Boots - so viel zum Thema Sonnencreme. Nur noch ganz hinten beim Außenborder sind Plätze frei, was sich aber noch wider Erwarten als äußerst günstig erweisen sollte.
Der Käpt´n gibt uns mit seinem wunderbar melodischen southern drawl eine kurze Einführung und weist darauf hin, dass man Alligatoren heute nur ganz wenige oder gar keine zu sehen bekommen wird, weil die sich eher im Sommer und schon gar nicht bei dem Hochwasser, was gerade herrscht, blicken lassen. Der Pearl River ist voll bis zum Rand und die Alligatoren verziehen sich dann lieber in unzugängliche Seitenarme. Bei niedrigen Pegelständen schwimmen sie hingegen mitten im Fluss rum, weil sie genügend Wasser unter dem Bauch haben möchten.
Für uns ist das kein Problem, da wir Alligatoren ohne Ende schon 2012 in den Everglades gesehen haben. Unsere Kinder würden die Tiere nur noch huldvoll zur Kenntnis nehmen, aber andere Reisende sind offenbar enttäuscht. Hätte man vielleicht auch mal vorher sagen können und nicht erst nach dem Bezahlen, finde ich.
Mit ziemlichem Tempo geht es los. Wir fahren unter der Interstate 10 hindurch, was irgendwie merkwürdig ist. Noch ist von swamp nicht viel zu sehen, aber Spaß macht die Fahrt trotzdem.
Wir kommen an einigen Wochenendhäuschen vorbei, die nur mit dem Boot erreichbar sind. Indian Village heißt die Gegend, die 2005 von Katrina mächtig zerfleddert wurde. Als unser Tourleiter eine diamond water snake in einem Baum entdeckt, nähern wir uns. Leider ist kein Foto von dem Tier gelungen.
Nach einer Weile biegen wir in einen ruhigen Seitenarm des Pearl River ab. Die Landschaft ist einzigartig schön und unser Platz ganz hinten im Boot erweist sich als goldrichtig. Nach hinten raus kann man perfekt fotografieren und Videos machen, ohne dass man zu viel Bewegungsunschärfe und rolling shutter Artefakte ins Bild bekommt.
Einfach malerisch.
Wir fahren nur noch ganz langsam und treiben z.T. einfach. Sogar einen kleineren Alligator sehen wird.
So hatte ich mir das vorgestellt: Der Honey Island Swamp wirkt ein wenig gespenstisch mit den sich im Wasser spiegelnden Bäumen.
