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Plimoth Patuxet Museums (MA)

(Letzte Änderung: 6.01.2024 @ 17:44)

Amerikaner lieben die Show. Das Präsentieren und In-Szene-Setzen von Themen, Ereignissen und sich selbst beherrschen sie wie wohl kein anderes Volk auf der Welt.

Viel Liebe zum Detail und ein ausgeprägter Hang zum Perfektionismus sind ihnen dabei scheinbar in die Wiege gegeben und machen jede noch so unbedeutende Parade, jeden Umzug und jedes Feuerwerk zu einem Event. Von Sportveranstaltungen mit Cheerleading, inbrünstigem Intonieren der Nationalhymne usw. ganz zu schweigen.

Amerikanische Museen sind in der Regel nicht nur hervorragend bestückt, sondern an Anschaulichkeit kaum zu überbieten. Fast immer sind die Ausstellungen familienfreundlich und für Erwachsene und Kinder gleichermaßen interessant. Gleiches gilt für die Visitor Center größerer Nationalparks.

Solche Dinge können die Amerikaner einfach.

Eine in historischem Kontext gerne praktizierte Präsentationsform bezeichnen die Amerikaner als living history. Der Begriff könnte am ehesten mit "gelebte Geschichte" übersetzt werden, ist mittlerweile aber auch einer von vielen Anglizismen in der deutschen Sprache.

Living history ist, wenn seltsam gekleidete Menschen so tun, als sei die Zeit stehen geblieben. Es geht um größtmögliche Authentizität, Anschaulichkeit - und nicht zuletzt Show. Den äußeren Rahmen bilden dabei häufig Rekonstruktionen historischer Bauten oder Lebensumstände, in denen kostümierte Schauspieler das Leben zu damaligen Zeiten nachspielen.

Living history habe ich in den USA an verschiedenen Orten kennengelernt, z.B. im Scottsbluff NM (NE), wo das beschwerliche Reisen in einem Planwagen auf dem Oregon Trail nachgestellt wurde. Oder in Lincoln´s New Salem (IL), einem living museum (Freilichtmuseum) zum Gedenken an Abraham Lincoln. Auch die Plimouth Plantation fällt in diese Kategorie.

Nachdem sie sich von der englischen Kirche losgesagt hatten, überquerten einige puritanische Separatisten im Jahr 1620 an Bord der Mayflower den Atlantik. Sie waren zwar nicht die ersten europäischen Siedler in Amerika (bereits 1607 entstand die Jamestown Colony), gingen aber unter dem Namen Pilgrim Fathers als Vorreiter des Pionierzeitalters in die Geschichtsbücher ein.

Heute haben sie in Amerika Kultstatus und sind jedem Schulkind ein Begriff. Ihnen zu Ehren hat z.B. Massachusetts auch den Beinamen Pilgrim State. Wenn von DEN Pilgrims die Rede ist, dann sind eben diese Pilgerväter gemeint.

Nach einigen Irrungen und Wirrungen landeten die Pilgrim Fathers am 21. Dezember 1620 in der Nähe des heutigen Plymouth (MA) und gründeten nahe der Küste eine Siedlung.

Auf dem Gelände der Plimouth Plantation findet sich ein Nachbau dieser Siedlung und der Alltag der Bewohner wird exakt so nachgestellt, wie er im Jahr 1627 - also einige Jahre nach Gründung der Siedlung - vermutlich ablief.

Plimouth Plantation Plimouth Plantation

Das Schauspiel - vielleicht besser die vermittelte Illusion - geht dabei so weit, dass mit Kameras, Smartphones usw. bewehrte Besucher der Plantation von den Schauspielern ein wenig befremdet betrachtet werden. Ich wurde in perfekt nachgeahmtem britischen Akzent gefragt, wo ich denn herkäme.

"Germany. Paderborn." - "Paderborn? Never heard of that river!"

Wenn Sie dann anfangen zu grinsen, können Sie darauf wetten, dass Sie nach dem Anlass für Ihre Belustigung gefragt werden. Die historical interpreters sind darauf trainiert, so etwas gnadenlos durchzuziehen. Perfekte Illusion eben.

Neben der rekonstruierten Siedlung der Pilgrim Fathers gibt es auf dem Gelände der Plimouth Plantation ein rekonstruiertes Indianerdorf. Hier zeigen Schauspieler indianischer Herkunft Szenen aus dem Leben der Wampanoag zu der Zeit, als die Pilgrim Fathers an der Küste Massachusetts ankamen.

Plimouth Plantation

Damals lernten die weißen Ankömmlinge von den Indianern den Boden urbar zu machen und landwirtschaftliche Produkte anzubauen. Kriegerische Auseinandersetzungen mit anderen Stämmen sowie den Weißen und Epidemien dezimierten die Wampanoags dramatisch.

Heute besteht die Wampanoag Nation aus ca. 2000 Bürgern. Auf der Cape Cod vorgelagerten Promi-Insel Martha´s Vineyard gibt es eine Wampanoag indian reservation.

Viele weitere interessante Facts for Kids zu den Wampanoags finden Sie hier.

Good to know

Die Plimoth Plantation, die sich in Plymouth, Massachusetts, USA, befindet, wurde im Jahr 2020 umbenannt und trägt seither den Namen "Plimoth Patuxet Museums". Die Umbenennung spiegelt den Anspruch wider, die Darstellung der Geschichte und Kultur der Region zu verbessern, insbesondere durch die Berücksichtigung der Wampanoag-Perspektive. Der Name "Patuxet" bezieht sich dabei auf das Dorf der Wampanoag, das auf dem Gebiet der heutigen Plymouth Plantation lag, bevor die Pilger an dieser Stelle siedelten.

Directions

Die Museen bedinden sich in bzw. nahe Plymouth (MA). Bis nach Boston (MA) sind es ca. 40 Meilen, für die man - wenn der Verkehr im Großraum Boston mitspielt - etwa eine Stunde braucht.

Die Mayflower II liegt etwa drei Kilometer von der Siedlung entfernt in Plymouth am State Pier (gegenüber 74 Water St.).

GPS-Koordinaten Plimoth Patuxet Museen

(WGS84, Dezimalgrad, Umrechner: hier)

GPS Plimouth Plantation: 41.939167, -70.626111
GPS Mayflower II: 41.9601, -70.66281

Anfahrt

Good to know

Der Nachbau der historischen Mayflower - die Mayflower II - befindet sich ebenfalls in der Obhut der Plimouth Plantation. Das Schiff liegt im Hafen von Plymouth auf dem Gelände des Pilgrim Memorial SP.

Die Plimouth Plantation ist eine non-profit organization. Das bedeutet aber leider nicht, dass der Eintritt billig ist. Erwachsene zahlen für das Gesamtpaket (Plantation und Mayflower II) 35 USD (Stand 2013). Kinder 21 USD.

Der Besuch der Mayflower II lohnt sich. Kaum zu glauben, unter welch abenteuerlichen Bedingungen damals eine Atlantiküberquerung gewagt wurde. Außerdem kann man den Pilgrim Memorial State Park (Plymouth Rock) kombinieren.

My Visits

Die Museen habe ich 2011 besucht.

My Rating

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Ein Stern für die Siedlung und ein weiterer für die Mayflower II.

Eine schöne Zeitreise, die die Besiedelung Amerikas im 17. Jahrhundert veranschaulicht. Damals begann der Wilde Westen an der Atlantikküste.