Joshua Tree National Park (CA)
(Letzte Änderung: 8.06.2023 @ 17:53)
(Quelle: Wikipedia)
Das ist das Intro eines der besten Songs auf einem der besten Alben von einer der - wie ich damals fand - besten Bands überhaupt. Kommen Sie drauf? (Auflösung ganz unten auf dieser Seite.)
Es war 1987, U2 waren auf dem Höhepunkt ihres Könnens und brachten ihr fünftes Studioalbum raus: The Joshua Tree. Damals habe ich die Platte rauf und runter gehört und mich dauernd gefragt, was zum Henker ein Joshua Tree ist.
Den gleichnamigen Nationalpark kannte ich nicht, meine USA-Leidenschaft sollte erst zwei, drei Jahre später entflammen. Von trees irgendeiner Gattung auf dem Plattencover keine Spur. (Das Coverbild entstand am komplett vegetationslosen Zabriskie Point im Death Valley.) Internet gab´s in Haushalten noch nicht, der gute alte Brockhaus konnte mit dem Begriff joshua tree auch nichts anfangen und in meinem Freundeskreis: Schulterzucken. Keine Ahnung alle Mann.
Es blieb ein Rätsel. Erst vier Jahre später, auf meiner ersten USA-Reise, lernte ich, dass joshua trees wohl diese verkrüppelten und etwas abweisend wirkenden Gewächse sind, die wie eine Kreuzung aus Kaktus, Agave und Palme aussehen. Man begegnet ihnen in den Wüstengebieten Kaliforniens, Arizonas und Utahs häufig. Manchmal stehen sie vereinzelt und ein wenig trostlos am Straßenrand, dann wieder gibt es regelrechte Joshua Tree Wälder so weit das Auge reicht.
Wenig überraschend stehen auch im Joshua Tree National Park viele Exemplare dieser Spezies, wobei sich der Nationalpark in dieser Beziehung wenig von der umgebenden Mojave-Wüste abhebt. Faszinierend ist eher die Kombination aus Joshua Tree Wäldern und bizarrer Felsenlandschaft, die man außerhalb des Parks in dieser Intensität nur selten findet.
Nun zu einigen der Haupt-Sehenswürdigkeiten - die Aufzählung ist exemplarisch und erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit:
Keys View
Den besten view auf das Coachella Valley hat man entweder vom gleichnamigen Vista Point im Westen oder - quasi auf der anderen Seite des weiten Tals - vom Kamm der Little San Bernadino Mountains. Und hier liegt Keys View, zu erreichen über eine Stichstraße, die von der Haupt-Parkstraße abzweigt.
Belohnt wird man auf diese Weise:
Ryan Mountain
Den zweibesten view im Park, nämlich auf Pinto Basin, Lost Horse Valley, Queen Valley und Pleasant Valley, hat man vom Ryan Mountain.
Dort hinauf führt ein knapp 2,5 km langer (one way) trail, der rund 300 Höhenmeter überwindet. Er führt auf den gut 1600 m hohen Ryan Mountain. Dazu bitte die Hinweise weiter unten beachten.
Ryan Ranch
Vom Ryan Mountain zur Ryan Ranch, natürlich ebenfalls benannt nach J.D. Ryan, der hier gelebt hat und die nahegelegene Lost Horse Mine betrieben hat.
Von seiner Ranch sind nur noch Ruinen erhalten. Ein eine Meile langer Pfad, dessen trailhead man leicht übersieht, führt dorthin.
Hidden Valley
Eine der Top-Attraktionen des Joshua Tree Nationalparks ist sicherlich Hidden Valley. Das liegt einerseits daran, dass diese Region mit den vielen bizarren Felsformationen von gewaltiger Schönheit ist, und zum anderen daran, dass es sehr leicht zugänglich ist. Ein Rundweg von gut einer Meile führt hindurch.
Hidden Valley
Wandern im Joshua Tree Nationalpark ist eine Top-Idee. Wer das richtige Gefährt hat - 4WD ist allerdings nicht erforderlich auf der Strecke, die ich im Folgenden vorstelle - kann sich auch abseits des Asphalts ins Backcountry vorwagen. Natürlich nur auf den markierten Pisten.
Es handelt sich dabei um eine Loop aus Bighorn Pass Road und Queen Valley Road.
Fahrerisch nicht aufregend, aber trotzdem ein schöner Sidekick.
Wall Street Mill
Zurück auf Schusters Rappen: Gut 3,5 Kilometer lang hin und zurück ist der Weg zur Wall Street Mill. Im späten 19. Jahrhundert stand hier eine Mühle zur Zerkleinerung von Golderz, das in den nahegelegenen Minen, z.B. der Desert Queen Mine, geschürft wurde. Heute sind nur noch Ruinen erhalten, diese sind aber in recht gutem Zustand.
Wonderland of Rocks
Wieder eines der absoluten must-sees des Joshua Tree Nationalparks. Dabei ist das Felsen-Wunderland ein Sammelbegriff für eine Region, ziemlich im Zentrum des Parks, wo sich riesige Felsen auftürmen. Jumbo Rocks, Skull Rock oder der Split Rock sind nur einige Beispiele.
Und damit kehre ich zurück zum anekdotischen Teil dieses Beitrags:
Der Joshua Tree NP liegt mitten in der Mojave Desert und dementsprechend sind die Verhältnisse. Knochentrockene Luft, grandiose Sternenhimmel und extreme Hitze im Sommer.
2005 sind wir von San Diego aus in den Park gefahren und wollten auf dem Cottonwood Campground übernachten. Schon die Anfahrt war ein Graus, es gibt auf dem Interstate 10 einen ewig langen Anstieg und unser Wohnmobil war kühltechnisch gesehen am Limit. Der Kühlschrank lief auf Hochtouren und trotzdem wurde langsam alles warm. Der Boden zwischen den Vordersitzen glühte von der Motorhitze. Der Spritverbrauch war extrem.
Als wir auf dem Campingplatz ankamen, wurde uns langsam bewusst, was wir eigentlich für einen Unsinn verzapft hatten. Weit und breit keine Menschenseele und wir dachten schon, dass wir evtl. keinen Stellplatz mehr bekommen würden wegen der späten Anreise. Nachts war es brütend heiß, die Motorwärme stieg noch stundenlang hoch und man konnte nicht einmal richtig lüften, weil draußen Milliarden stechfreudiger Insekten am Start waren. Manche von diesen Biestern kamen sogar durch die Moskitogitter. Muss ich nicht noch einmal haben.
Es war einfach furchtbar und das am ersten Geburtstag meiner Tochter. (Keine Angst, die Kleine war putzmunter, hat abends als einzige geschlafen und insgesamt die Hitze nur mit Pampers bekleidet am besten von allen weggesteckt. Außerdem ging es am nächsten Tag in kühlere Gefilde gen Norden.)
Ein Erlebnis war auch der Sturm, den ich im Oktober 2008 erlebt habe. Ich habe mich mit meinem Zelt rumgequält und wusste nicht, wie ich es bei dem Wind aufbauen sollte. Im Schutz der Riesenfelsen auf dem Jumbo Rocks Campground hat es schließlich geklappt. Nachts heulte der Wind und Staub und Sand fegten über den Campingplatz, dass an Schlaf nicht zu denken war.
Mit einigen Abstand sind das alles Erfahrungen, die ich nicht missen möchte. Irgendwie gehört so etwas zur Wüste dazu. Der Joshua Tree Nationalpark steht bei mir hoch im Kurs und bekommt vier Sterne.
1 Absolute Besucherzahlen sowie Rangplatz unter allen erhobenen 368 National Park Sites (Jahr 2015)
Climate
Hiking
Weiter oben habe ich diverse Wandermöglichkeiten erwähnt: Hidden Valley, Ryan Mountain, Wall Street Mill.
2005 (Mitte Juli) bin ich frühmorgens um 5.30 Uhr losmarschiert und habe den Mastodon Peak Trail gemacht. Der Weg ist wunderschön, herrlich leuchteten die Felsen im weichen Licht der aufgehenden Sonne. Als ich gegen 7.30 Uhr wieder am Cottonwood Campingplatz war, war es schon so warm, dass ich nicht mehr hätte loslaufen wollen. Im Sommer sollten Wanderfreunde also wahre earlybirds sein.
Insbesondere Ryan Mountain ist im Hochsommer jedoch prinzipiell keine gute Idee. Gut möglich, dass der Weg sogar gesperrt ist wegen der Hitzegefahr.
Neben den oben Genannten gibt es eine Menge weiterer trails.
Auf der offiziellen Park-Website finden Sie eine Übersicht über diverse Wanderwege.
Camping
Jumbo Rocks ist ein fantastischer Campingplatz.
Nachts auf einem der flachen Felsen sitzend oder liegend den Sternenhimmel betrachten - ganz großartig (allerdings halte ich mich gerade in der Dämmerung gerne von Felsspalten o.ä. fern - wenn man großes Pech hat, sind dort eine rattlesnake oder ein Skorpion unterwegs).
Es gibt weitere Campingplätze, zu denen Sie hier eine gute Übersicht finden.
Directions
Der Joshua Tree Nationalpark liegt in relativer Nähe der großen Ballungszentren Südkaliforniens. Das ist auch der Grund, warum er relativ hohe Besucherzahlen aufweist. Besonders im Winter und Frühjahr kommen viele, die dem Großstadttumult in L.A. oder San Diegos entfliehen wollen.
Von Downtown L.A. sind es 133 Meilen, die bei guter Verkehrslage in 2,5 Stunden zu schaffen sind. Von Downtown Sand Diego sind es 165 Meilen.
Die offizielle Park-Map finden Sie hier.
GPS-Koordinaten Joshua Tree NP
(WGS84, Dezimalgrad, Umrechner: hier)
GPS Cottonwood Campground: 33.74531, -115.81296
GPS Jumbo Rocks Campground: 33.99205, -116.0626
GPS Keys View: 33.92709, -116.187391
GPS Hidden Valley Campground: 34.01804, -116.163136
GPS Oasis Visitor Center: 34.1288914, -116.0377794
Good to know
Der Joshua Tree Nationalpark ist einer der jüngsten Nationalparks der USA. Bei meinem ersten Besuch im Spätsommer 1994 war es noch ein National Monument. Erst am 31. Oktober 1994 erfolgte die Umwidmung.
Wenn Sie von L.A. oder San Diego aus nach Las Vegas wollen, ist der Joshua Tree Nationalpark als Zwischenstation eine Überlegung wert. Im Sommer würde ich allerdings auf´s Campen verzichten und mir ein klimatisiertes Motel suchen.
Der Jumbo Rocks Campground liegt nicht nur wunderschön im Wonderland of Rocks, sondern eignet sich wegen seiner zentralen Lage auch sehr gut als Ausgangspunkt für die Erkundung des Parks.
Wenn Sie nicht im Nationalpark direkt campen möchten, ist Palm Springs als Ausgangspunkt keine schlechte Wahl.
Das Intro (s.o.) ist von Where the strees have no name.