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USA A-Z

(Letzte Änderung: 9.07.2017 @ 10:04)

Drive-In

In Amerika wurden Autokinos erfunden, öffentlicher Personennahverkehr ist nur in Großstädten ausreichend vorhanden und wer in diesem Land außerhalb downtown zu Fuß unterwegs ist, macht sich tendenziell der Landstreicherei verdächtig. Insofern ist es nur konsequent, dass man für profane Dinge wie Einkaufen, Bankgeschäfte, Essen oder Heiraten nicht das eigene Gefährt verlassen muss.

Amerikaner sind Pragmatiker. Alles muss schnell gehen und möglichst bequem. Convenience ist angesagt. Wer schon im Job hart schuftet, möchte wenigstens den Rest des Tages bequem verbringen. Per Pedes unterwegs sein, wenn es draußen eiskalt oder flirrend heiß ist - was soll das? Restaurantbesuche, wie in Europa üblich, mit längerem unproduktiven Verharren vor und nach der Nahrungsaufnahme, passen überhaupt nicht zur Mentalität der Menschen. Beim Drive-In vorbeifahren und schnell einen Burger auf die Hand spart hingegen Zeit für´s Wesentliche. Was immer das sein mag.

Der erste Drive-In Laden wurde übrigens in Dallas (TX) im Jahr 1921 unter dem Namen Kirby`s Pig Stand eröffnet. Die Idee ist also nicht ganz neu. Später (1933) folgte das erste Drive-In Autokino, die ihre Blüte in den 50er und 60er Jahren in Amerika erlebten.

Skandalöserweise werden die Begriffe Drive-In und Drive-Thru oftmals unreflektiert durcheinander geworfen, obwohl natürlich die Wichtigkeit des Themas begriffliche Exaktheit zwingend gebietet. Drive-In heißt Reinfahren, wohingegen Drive-Thru die amerikanische Verballhornung eines Drive-Through, also eines Durchfahrens, ist. Wo Drive-In draufsteht, ist in Wirklichkeit also häufig Drive-Thru drin.

Vor diesem Hintergrund kenne ich nur eine richtige Drive-In-Restraurantkette in den USA: Sonic. Da fährt man vor, parkt in einem carportähnlichen Verschlag, kurbelt die Scheibe runter und bestellt über Gegensprechanlage per Kreditkarte etwas von dem in Augenhöhe platzierten Menü. Das Essen wird dann zum Auto gebracht, manchmal sogar sausen die Damen und Herren auf Roller Blades herbei. Es gibt auch Sonic-Läden mit Drive-Thru Lane. Da ist es dann so wie bei allen anderen Drive-Thrus, die man auch aus Deutschland kennt.

Typisch Amerika ist, dass es Drive-Thrus für alles Mögliche gibt: Apotheke, Banking, Einkaufen und sogar Heiraten. Das ist kein Witz: In Las Vegas kann man bei der Drive Thru Wedding Chapel sogar in Elvis`Pink Cadillac vorfahren. Irgendwo im tiefen Süden, war wohl in Mississippi (s. Bible Belt), habe ich am Straßenrand sogar eine Kirche entdeckt, die zu Drive-Thru Gottesdiensten einlädt. Ist doch praktisch: Schnell auf dem Weg zur Arbeit noch eine Segnung für einen erfolgreichen Tag und eine Bibel gibt es gratis dazu.

Als wäre das noch nicht genug: Es gibt auch Drive-Thru Scheidung, Drive-Thru Totenaufbahrung und Drive-Thru medizinische Untersuchung: Scheibe runter, "Bitte einmal Blutdruck messen.", Bezahlen und weiter geht´s.

Muss halt alles ruckizucki gehen im Land der unbegrenzten Möglichkeiten und begrenzten Zeitbudgets.