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Sunshine Tour 2012

7. Tag: 06.04.2012

In dem kleinen Laden der Glades Haven Anlage decken wir uns heute morgen mit einigen Subs, Croissants und Kaffee ein. Das Ganze hat sage und schreibe 25 USD gekostet. Wahnsinn, aber es gibt hier kaum Alternativen, deshalb werden derartige Preise verlangt und von den Touristen auch bezahlt. Unser Frühstück verzehren wir auf der Veranda unserer Cabin.

Ein Grund für Glades Haven als Unterkunft ist, dass ganz in der Nähe das National Park Service Office ist, von wo die Mangrove Wilderness Tour startet. Diese haben wir bereits in Deutschland vorgebucht.

Wir fahren in einem kleinen Boot los und mit uns sind nur noch zwei weitere Gäste an Bord. Der Skipper ist sehr umgänglich und gut gelaunt - ein richtiger Naturbursche aus der Region. Zunächst geht es ein kurzes Stück über´s offene Meer. Hier und da drosselt der Bootsführer die Geschwindigkeit, da wir uns in manatee Schutzgebiet befinden. Die großen Seekühe kommen zum Grasen hierher und sollen nicht durch lauten Motorenlärm verschreckt oder gar durch die Schraube des Außenbordmotors verletzt werden.

Dann wiederum fliegen wir geradezu in schnellem Tempo über die flachen, relativ trüben Gewässer der Chokoloskee Bay. Da passiert es! Meine Kappe weht weg und ich sehe sie auf der Wasseroberfläche treiben. Dass wir umkehren und das gute Stück aus dem Wasser fischen, ist für den Käpt´n Ehrensache. No problem! Alles cool.

Delfine überholen uns und machen sich offenbar einen Spaß daraus unter unserem Boot hinwegzutauchen und mit Volldampf durch das Wasser zu jagen.

Noch sind wir den Mangroven, die rechts und links das Ufer säumen, nicht richtig nahe gekommen, aber das sollte sich jetzt ändern. Wir machen einen Stopp an einer Anlegestelle und ich vertrete mir ein wenig die Füße. Gibt kann man die Überreste einer längst verlassenen menschlichen Siedlung sehen. Der Ausflug ist jedoch nur von kurzer Dauer, da es hier - trotz der eigentlich noch günstigen Jahreszeit - viele Mosquitoes gibt. Ich möchte mir lieber nicht ausmalen, wie das hier im Juli oder August ist. Kein Wunder, dass das Camp verlassen wurde.

Nach dieser kleinen Episode geht es wieder an Bord. Unser Führer lenkt das Boot in einen kleinen kanalähnlichen Seitenarm und schon bald befinden wir uns in dichtestem Dschungel. Um besser fotografieren zu können, habe ich mich ganz vorne auf dem Boot platziert.

Ich muss gut aufpassen, dass mich nicht die extrem niedrig hängenden Zweige erwischen, die ein dichtes Dach über uns bilden. Hin und wieder mache ich mich ganz klein und lege mich auf den Bauch. Lisa-Marie und Annalena lassen sich so ein Abenteuer natürlich nicht entgehen. Unser guide hat nichts dagegen und lässt die beiden machen.

Stellenweise ist es in dem undurchdringlichen Mangroven-Urwald stockdunkel und das am eigentlich helllichten Tag. Was wohl unter Wasser lauert? Reinfallen möchte ich lieber nicht.

Auf der Rückfahrt gibt der Skipper richtig Gas und wir hüpfen mit Schwung über das Wasser. Nachdem wir bei strahlendem Sonnenschein losgefahren sind, sieht es jetzt nach einem heftigen Gewitter auf. Dunkle Wolken hängen am Himmel. Den Delfinen, die wieder unser Boot umspielen, ist das egal.

Am Ende der Tour sind wir uns einig, dass sich der kleine Ausflug richtig gelohnt hat. Eine tolle Sache.

Wir fahren weiter zum Fakahatchee Strand Preserve. Dieser relativ unbekannte Park steht auf unserer Liste, seitdem ich gelesen habe, dass es hier eine schöne dirt road gibt, die tief in das Hinterland führt. So etwas finde ich prinzipiell verlockend und mit unserem GMC Acadia sollte das auch ohne 4WD locker zu schaffen sein.

Am Parkeingang angekommen steige ich aus um ein Foto des Begrüßungsschilds zu machen. Dabei fällt mir auf, dass ich meine Handschlaufe, die ich anstelle eines Kameragurts benutze, offenbar im Tour Office des National Park Services vergessen habe. Ärgerlich, wir müssen zurückfahren, denn ganz ohne Befestigung möchte ich die DSLR nicht halten. Dummerweise ist sie nicht auffindbar. Auch nicht auf den Picknicktischen, an denen wir nach unserer Tour ein paar Minuten relaxt haben. Ich suche den Boden ab, ob sie evtl. runter geweht ist oder von einem Vogel weggeschleppt und fallengelassen wurde. Fehlanzeige, das Teil ist wie vom Erdboden verschluckt.

So schnell möchte ich aber nicht aufgeben und suche noch einmal gründlich das Auto ab. Und tatsächlich: Da liegt sie auf dem Boden. Hätte ich gleich ordentlich das Auto durchforstet, hätten wir uns den Umweg sparen können. Hätte, wenn und aber...

Also schnell wieder zurück zum Fakahatchee Park und auf den 11 Meilen langen James Memorial Scenic Drive. Das ist eine regelrechte Dschungelpiste. Am Anfang ist sie noch relativ harmlos. Sogar ein Wohnmobil begegnet uns hier. Der Fahrer, ein Däne, weiß nicht so recht, wo er sich befindet. Ich zeige ihm auf der Straße, dass er auf dem Weg ins Nirvana ist. Der James Memorial Drive hat zwar im Norden eine Verbindung zu anderen "Straßen", aber so weit möchten selbst wir nicht in den Busch vordringen. Mit einem Wohnmobil hat man im Falle des Falles absolut die A....karte gezogen. Besser Finger davon lassen und umkehren.

Im weiteren Verlauf wird die Straße zunehmend einsamer und an manchen Stellen auch ein wenig ruppig. Die Vegetation ist so dicht, dass man den Eindruck hat, die Natur gewährt den Artefakten der Zivilisation nur eine kurze Verschnaufpause, bevor sie zum Generalangriff ansetzt und alles überwuchert.

An einer Stelle liegt ein Ast quer über der Fahrbahn - hier ist offenbar schon lange niemand mehr hergefahren. Damit es weiter geht, schleppe ich das Hindernis zur Seite.

Immer tiefer fahren wir in die Einsamkeit. Erste Stimmen werden im Auto laut, dass es an der Zeit sei umzukehren, zumal die Straße jetzt sehr eng und mit tiefen Schlaglöchern übersät ist. Hier war lange niemand, so viel steht fest. Dann kommen wir an ein Straßenschild, welches zur Umkehr rät. Offenbar wird die Piste ab hier richtig heftig.

Die Vernunft siegt und wir beschließen nach insgesamt 11 Meilen auf dem James Memorial Drive umzukehren. Wenden ist aber nicht unmittelbar möglich, dafür müssen wir erst ein Stück weiterfahren und dann kann ich mit Hilfe von Anjas Kommandos den Wagen Zentimeter für Zentimeter umdrehen. Vor, zurück, vor, zurück, Stopp, vor usw.

Ein schönes Abenteuer liegt hinter uns, als wir in der Nähe des Parkeingangs an einer herrlich gelegenen picnic area einen kleinen Snack zu uns nehmen.