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Eastern Highlights 2011

(Letzte Änderung: 9.07.2017 @ 10:04)

22. Tag: 23.08.2011 (Fortsetzung)

Das Lincoln Memorial ist vor außen und innen sehr beeindruckend. Wie man auf dem Bild sieht, sind die National Mall und der Lincoln Memorial Reflecting Pool eine Großbaustelle.

Angesichts der Tatsache, dass sich Anja lange Zeit intensiv mit dem Thema beschäftigt hat, darf natürlich ein Besuch beim Vietnam Veterans Memorial nicht fehlen.

In Washington gibt es Dinge, die man einfach gemacht haben muss. Die gehören zum normalen Touri-Programm einfach dazu. Da wir auch zum ersten Mal in der Stadt sind, ist folglich der Besuch des Capitols auch für uns Pflicht. Zu Fuß ist es jedoch ganz schön weit vom Vietnam Veterans Memorial und so beschließen wir ein Taxi zu nehmen.

Wir machen es uns gemütlich. Die Kinder sind dankbar, dass sie ihre müden kleinen Füße ein wenig schonen können. Die Fahrt soll nur ein paar Minuten dauern, aber der Verkehr lässt das nicht zu. Unser Fahrer ist sehr ortskundig und kurvt über kleinere Straßen unserem Ziel entgegen. Da - eine rote Ampel. Stopp.

Was ist denn jetzt los? Plötzlich und unvermittelt fängt das Auto an zu schwanken. Blitzartig guckt sich der Fahrer um, ob wir daran Schuld seien. Was der wohl gedacht hat, was wir auf der Rückbank veranstalten? Das Schaukeln geht weiter und ich versichere, das ich genauso wenig eine Ahnung hätte, was denn los sei. Abrupt ist Ruhe. Alles steht wieder still.

Unser Taxifahrer zückt sein Handy und telefoniert aufgeregt mit der Zentrale. Offenbar ist man ratlos. In der Luft sind jetzt schon erste Helikopter und überall heulen Sirenen. Der Fahrer faselt irgendetwas von terrorist attack. Bitte nicht! Schlimm genug, dass es so etwas überhaupt gibt, aber wir möchten nicht auch noch mittendrin sein. Gut, dass sich die Kinder schnell beruhigen lassen und ganz diszipliniert sind.

Die ganze Stadt scheint plötzlich zu zwei Dritteln aus Sicherheitskräften zu bestehen. Überall US Capital Police und zivil aussehende Fahrzeuge mit Blaulicht. Da scheint eine allgemeine Großmobilmachung im Gang zu sein.

Nach weiteren Telefonaten erklärt uns der Fahrer, dass es offensichtlich ein Erdbeben gegeben habe. Er lebe seit 30 Jahren in der City und so etwas wäre noch nie passiert. Wie sich später herausstellen sollte, hatte das Beben immerhin Stärke 5,8 auf der Richter-Skala. Das schaukelt schon ganz schön.

Den Besuch des Capitols können wir jetzt komplett vergessen. Alle Regierungsgebäude und wichtigen Denkmäler sind weiträumig abgesperrt. Ich bin beeindruckt, wie schnell und effizient das vonstatten geht. Offenbar weiß hier jeder, was zu tun ist und ist bestens trainiert. Wirklich beeindruckend.

Da niemand einschätzen kann, wie es um die Bausubstanz der altehrwürdigen Gebäude bestellt ist, ist der Zutritt zu allen öffentlichen Gebäuden versperrt. Auch sämtliche Bürogebäude in der City werden evakuiert. Man stelle sich das vor: In einer Großstadt der Kategorie Washington kommt das gesamte berufliche Leben zum Erliegen. Sirenen allüberall und die Menschen strömen in Büro-Kluft aus den Gebäuden. Jacket über die Schulter, notdürftig das Wichtigste in die Akten- oder Handtasche gestopft und dann nichts wie raus.

Amerikaner sind manchmal ein sehr cooles Völkchen. Die Leute sind gestraft genug, denn niemand weiß, wann sie wieder zurück in die Gebäude können. Keiner hat eine Ahnung, wie er/ sie nach Hause kommen soll. Da zahlreiche Tiefgaragen und Parkhäuser abgeriegelt sind, werden heute viele ihren Wagen stehen lassen müssen. Dementsprechend sieht es mit den öffentlichen Verkehrsmitteln aus. An den Busstationen bilden sich riesige Schlangen. Die U-Bahn fährt teilweise nicht und wenn, dann nur im Schleichtempo, weil erst Statiker abschätzen müssen, was Sache ist.

Anstelle zu Lamentieren machen die Leute ein Happening daraus. Die Cafés sind übervoll und die Leute sitzen im Schatten, versuchen mit ihren Angehörigen zu telefonieren und verbreiten ansonsten gute Laune. Happy Hour Stimmung am frühen Nachmittag. Ich bin wieder schwer beeindruckt.

Über Umwege erreichen wir das Capitol und können es natürlich angesichts der Gegebenheiten nur aus der Ferne betrachten.

Direkt an der National Mall - dem Lincoln Memorial genau gegenüber - befindet sich die National Gallery of Arts. Natürlich ist dieses ansonsten kostenfreie Kunstmuseum ebenfalls geschlossen. Es sieht aber auch von außen imposant aus.

Uns steht ein langer Fußmarsch zum Hotel bevor. Öffentliche Verkehrsmittel können wir vergessen, da hilft nichts: Wir müssen laufen.

Dabei werden wir Zeuge eines Live-Interviews mit einem Senator. Die Herren mussten ihre Senatssitzung unterbrechen wegen des Großalarms. Ich lausche den Worten des Politikers und schnappe Wortfetzen auf wie: "...proud of the American people..." Zwar dürfte bei Politikern immer die Überlegung im Spiel sein sich bei derartigen Anlässen günstig in Stellung zu bringen, aber ganz ehrlich: Der Mann hat in Bezug auf das Verhalten der Menschen heute Recht.

Ziemlich geschafft kommen wir bei unserem Hotel an und genehmigen uns wieder ein gutes Essen im Restaurant. Den Abend verbringe ich damit die Ereignisse des heutigen Tages im Internet zu recherchieren. Natürlich gibt es auch auf sämtlichen TV-Kanälen kein anderes Thema als das Erdbeben in Washington, das um 13.51 Uhr Ortszeit für helle Aufregung gesorgt hat.

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