headerbildmobil1 headerbildmobil2 headerbildmobil3 headerbildmobil4 headerbildmobil1
Logo
Buchpromotion on


South Of The Border 2016

(Letzte Änderung: 18.09.2022 @ 12:02)

6. Tag: 25.03.2016 (Teil 2)

Bei einem Supermarkt machen wir Stopp und laden ein paar Lebensmittel nach. Interessant finde ich diese in Mexiko vielfach anzutreffende Marketingmaßnahme: Rave-Musik aus riesigen Lautsprechern vor dem Laden.

Die Pause im Supermarkt tut gut, denn drinnen ist es angenehm kühl, während draußen die Sonne vom Himmel tobt. Es ist extrem heiß und ich habe das Gefühl in der Sonne gebraten zu werden, während ich nach unserem Einkauf darauf warte, dass Ralf mit frischem Geld von der Banca Azteca nebenan wiederkehrt. Der Lümmel hat den Autoschlüssel mitgenommen und ich stehe in der Hitze.

Blöderweise gibt es in dem Supermarkt kein Eis für die Kühltasche, sodass wir noch bei einem kleinem Laden anhalten müssen, der uns hielo für 20 Pesos verkauft. Dann aber kann es weiter gehen und wir nehmen Kurs auf Palenque, unser eigentliches Ziel für heute. Die Straße ist breit ausgebaut, aber immer wieder müssen wir gewaltigen Schlaglöchern ausweichen und dabei teilweise komplett die Fahrbahn wechseln. Wer hier im Dunkeln langfährt und in so einem Krater landet, findet sich mit fünffachem Achsbruch auf der Wiese nebenan wieder. Garantiert.

Kurz hinter einem winzigen Kaff mit dem blumigen Namen 18 de Marzo macht die 186 einen scharfen Knick nach Süden. Bei zwei der üblichen Polizeikontrollstationen werden wir durchgewunken, aber an der Grenze der Bundesstaaten Campeche und Tabasco werden wir rausgewunken. Ein relativ junger Polizist (Policia Federal) lässt sich Führerschein und Versicherungsnachweis zeigen. Letzteren haben wir in Form eines laminierten A4-Bogens von Europcar bekommen. Das dort eingetragene Ablaufdatum ist überschritten, was prompt moniert wird. Außerdem fährt Ralf und im Mietvertrag, den ich extra aus dem Koffer kramen muss, steht sein Name nicht als main driver. Der Polizist spricht kaum Englisch, wir quasi gar kein Spanisch und auch unser Englisch wird wie aus heiterem Himmel immer schlechter. Es herrscht ein ziemliches Kommunikationsproblem, was dazu führt, dass uns der dienstbeflissene Ordnungshüter mürrisch weiterwinkt. Offenbar ist da jemand mit seinem Latein am Ende oder bestand etwa doch die vage Hoffnung, dass wir die Situation in vorauseilendem Gehorsam pekuniär entschärfen?

Nächster Stopp ist bei einer Mautstation, wo wir von dem freundlichen Kassierer wegen meines Bayern-Trikots mit "Alemania, Alemania!" begrüßt werden. Das nenne ich mal Völkerverständigung.

Die Grenze zum Bundesstaat Chiapas muss sich vor einer größeren internationalen Grenze nicht verstecken. Mein lieber Schwan, mal stelle sich mal vor zwischen Niedersachsen und NRW würde es so etwas geben. Zum Glück werden wir hier nicht wieder angehalten, sondern können ungehindert passieren. Auch die Damen und Herren von Cruz Roja (Rotes Kreuz), die mit ihren Sammelbüchsen auf Durchreisende warten, rufen fröhlich "Alemania, Alemania! Bayern Munich, Bayern Munich!". Hah!

Nun sind wir also in dem angeblich so gefährlichen und immer wieder von Überfällen und zeitweilig Aufständen heimgesuchten Bundesstaat Chiapas. Mal sehen, was uns hier begegnen wird.

Auf jeden Fall ändert sich die Landschaft allmählich und aus langweilig und platt wird mäßig-langweilig und erst etwas und dann zunehmend hügelig. Die Sonne scheint zwar im Prinzip, aber hochnebelartige Wolken lassen sie nur zwielichtig zum Vorschein kommen. Komisches Licht. Und schwül ist es!

Das letzte Stück Richtung Palenque geht auf der 199, die kurviger und schmaler ist als die Überlandverbindung 186, aber mit ebenso hübschen Katastrophen-Schlaglöchern aufwartet. Gegen 13.30 Uhr sind wir in Palenque. Die Stadt macht auf den ersten Blick einen abgrundhässlichen Eindruck. Links der Haupteinfallstraße stehen düstere und nach mitteleuropäischen Maßstäben im Prinzip abrissreife Bruchbuden und der viele Verkehr trägt auch nicht gerade zu einer entspannten Atmosphäre bei.

Wir fahren erst mal weiter bis zu einem Kreisverkehr, wo es rechts abgeht zur Zona Archeologica. Das sind bestimmt die berühmten Dschungelruinen, wo in der Nähe sich auch unser Hotel befinden soll. Und richtig: Während wir nach dem Hotel vergeblich Ausschau halten, stehen wir nach ein paar Kilometern vor dem Tor zum Parque Nacional Palenque. Eigentlich hatten wir vor erst einzuchecken und morgen die Maya-Ruinen zu besuchen, aber wenn wir schon mal an Ort und Stelle sind ...

Wir bezahlen unseren Eintritt (umgerechnet ca. fünf Euro) und fahren die steil ansteigende und sich um einige enge Kurven windende Straße weiter. Schon zwei Kilometer vor dem eigentlichen Ziel stehen rechts mehr oder weniger im Straßengraben viele Autos und immer wieder versuchen Leute uns gegen ein kleines Taschengeld einen Stellplatz zuzuschustern, aber wir bleiben auf Kurs und fahren weiter. Ist doch noch ein ganzes Stück, was sollen wir hier schon parken?

Irgendwann ist aber Ende im Gelände und es geht nicht weiter. Wir können nur noch umkehren. Fliegende Händler und jede Menge Stände, wo Indios Schmuck verkaufen, und allgemeine mittelamerikanische Hektik sorgen hier für eine exotische Atmosphäre.

Wir fahren zurück, lassen uns nun auch reumütig von einem selbsternannten Parkwächter für 30 Pesos einen Parkplatz zuweisen, bezahlen unseren kleinen Obolus, verneinen eine Wagenwäsche, verneinen eine Führung, rüsten uns mit Sonnen- und Mosquitoeschutz aus und marschieren wieder den Berg rauf. Und das bei einer Affenhitze!

Wir müssen noch Tickets für die bei Maya-Ruinen in Mexiko üblichen 65 Pesos pro Person kaufen, zuvor haben wir also offenbar nur für eine Durchfahrgenehmigung gelöhnt. Während Ralf die Tickets kauft, lasse ich das iPhone ein wenig schweifen. Ein paar Jugendliche sprechen mich auch hier auf mein knallrotes Bayern-Trikot an und freuen sich offenbar, dass ich kein Gringo bin, sondern aus Alemania komme. Thomas Müller kennt hier jedes Kind, aber ein gewisser Herr Lewandowski scheint auch hoch im Kurs zu stehen, wie ich höre.

Mehrfach noch werde ich auf mein Trikot angesprochen, vor allem auch von Mexikanern, die selbst häufig ein Barca-Trikot mit Stolz tragen. Ich finde das lustig und freue mich über die immer freundlichen Begrüßungen und Anspielungen der Leute. Mexiko gefällt mir, die Menschen kennen sich hier mit Fußball aus!

Unmittelbar hinter dem Eingang befindet sich die Main Plaza, eine große Rasenfläche, wo sich am heutigen Karfreitag viele Touristen tummeln. Schon jetzt merkt man, dass hier vor allem Mexikaner unterwegs sind, denn wohin man auch hört: es wird Spanisch gesprochen. Kein einziges deutsches, englisches, französisches oder niederländisches Wort nehme ich wahr.

Rechter Hand liegt die Trilogie aus Templo XII, Templo XIII und Templo de las Inscripciónes (das hohe Gebäude im Hintergrund).

Palenque

Hier der an dem kleinen, spitz zulaufenden Torbogen gut zu unterscheidende Templo XII in Nahaufnahme.

Palenque Templo de las Inscripciónes

Templo de las Inscripciónes.

Palenque