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Gelobtes Land 2023

(Letzte Änderung: 12.05.2023 @ 15:47)

2. Tag: 05.04.2023 (Teil 1)

Heute verlassen wir Jerusalem - die Frage ist nur, über welche Route. Wir müssen nach Süden, in den äußersten Süden, nach Eilat, um genau zu sein. Nun könnte man die interessante Strecke wählen am Toten Meer vorbei oder aber einen Umweg fahren weiter westlich. Die Erstere führt durch die West Bank und die gilt als problematisch. Zumindest warnt das Auswärtige Amt vor Durchfahrten.

Wir fragen im Hostel. Der ältere Herr, der so gut Deutsch spricht, versichert uns, dass die Strecke, die wir fahren möchten, völlig unproblematisch sei. Im Norden wäre es gefährlich. Hebron, Nablus, Ramallah usw. sollten wir tunlichst meiden mit israelischem Kennzeichen. (Gerade erst sind zwei Touristen mit Mietwagen im Westjordanland nur mit knapper Not heile davongekommen.)

Beim Frühstück halte ich mich logischerweise noch zurück. Nix scharfer Tomaten-Eier-Auflauf. Brot mit Honig ist angesagt. Dazu ein Stippen des quasi ungenießbaren Nutella-Verrisses. Bisschen mager, aber was will man machen? Und leider hat der Bäcker neben der Parkgarage noch zu - da wollte ich mich eigentlich für den Tag mit Backwaren eindecken.

Also geht es ohne Proviant los. Bis wir aus der Tiefgarage raus sind, dauert es. Diese verdammte Code-Sperre des Autos bringt uns wieder mal zur Verzweiflung. Es dauert ca. zwanzig Minuten, bis der Wagen anspringt, was auch immer wir zum Schluss richtig gemacht haben. Die Parkschranke jedenfalls hat kein Mitleid mit uns, wir müssen ein paar Schekel nachzahlen.

Wir fahren durch die unansehnlichen Vororte von Ostjerusalem raus und folgen bald den Wegweisern zur Dead Sea. Am Straßenrand steht ein Schild: "Sea Level." Und es geht weiter bergab. Vor uns ist der Himmel milchig - mächtig viel Dunst oder Salz oder beides liegt über dem Gewässer. Smog eher nicht, es gibt nicht einmal kleinere Ansiedlungen.

Kurz vor dem Kibbuz En Gedi ein Checkpoint - hier verläuft die Grenze zwischen der von Israel nach dem Sechstagekrieg 1967 annektierten West Bank und dem eigentlichen Israel. Wir fahren rechts ran, unsere Reisepässe werden kontrolliert. Nach wenigen Minuten dürfen wir weiter, alles kein Problem. Nun liegt das Westjordanland hinter uns.

Wenig später geht es rechts ab zum En Gedi Nature Reserve. Wir zahlen 30 Schekel pro Person Eintritt und finden uns auf einem asphaltierten Trail wieder, der durch zwei Wadis führt: Wadi David und Wadi Arugot.

Flug Flug

Das kleine Nature Preserve ist keine außergewöhnliche Sehenswürdigkeit, aber auf jeden Fall einen Abstecher wert. Wir folgen dem Trail bis zum Ende, wo uns ein hübscher Wasserfall erwartet. Gespeist wird er von Regenfällen, die in irgendwann mal in den Judäischen Bergen niedergegangen sind.

Flug Flug Flug

Wir halten uns nicht lange auf, hier sind ziemlich viele Menschen unterwegs, man hört viel amerikanisches Englisch. Vermutlich Amis, die in einem der Hotels am Toten Meer Urlaub und einen Tagesausflug machen.

Apropos Totes Meer: Während des Rückwegs liegt es vor uns: eine blassblaue, milchige Fläche, über der Dunst liegt.

Flug

Natürlich möchten wir jetzt dorthin. Zuvor aber kämpfen wir wieder mit unserem Auto bzw. der vermaledeiten PIN-Code-Eingabe. Bis uns ein freundlicher junger Mann behilflich ist und aufklärt, dass man erst den Code eingeben muss, dann erst den Zündschlüssel reinsteckt, dann erst anlässt. Nichts machen vor PIN-Eingabe, bis es Pingeling macht. Aha - hätten wir auch selbst drauf kommen können. Sind wir aber nicht ...

Das Auto möchte uns weiter nerven und schickt die Reifendruckanzeige vor. Ignorieren wir, die Puschen sehen gut aus.

Ein Tankstopp zwischendurch fällt aus. Alles auf Hebräisch an der Zapfsäule. Der Tankwart hat keine Lust, uns zu helfen, sondern verlegt sich auf die Behauptung, dass er kein Wort Englisch spräche. Müsste er ja auch nicht, helfen ginge auch so. Tut er aber nicht. Also fahren wir weiter, der Sprit wird schon reichen bis Eilat.

Wir fahren weiter nach Süden und möchten zum Masada Nationalpark. Von der Festung hoch oben auf dem Berg müsste man einen grandiosen Ausblick über das Tote Meer haben - trotz Dunst, Sand und Salz in der Luft. Doch leider werden wir ziemlich missmutig abgewiesen. Keine Individualtouristen wegen Feiertag erlaubt - basta -, erklärt uns der Griesgram, den das unglückliche Schicksal ereilt hat, hier Wache stehen zu müssen. Heute ist der Vor-"Abend" vom Pessach-Fest, eines der höchsten jüdischen Feste überhaupt. Wir starten noch einen Versuch, wollen direkt zum Parkplatz fahren, wo nämlich einige Autos stehen, aber der Parkplatz ist abgesperrt. Wie die anderen dorthin gekommen sind, ist uns ein Rätsel.

Wir fahren zum Ein Bokek Beach, einer der populärsten Strände am Toten Meer. Bei einer Mall finden wir einen Parkplatz, den wir für kostenlos erachten. Ich kaufe in einer Boutique ein kleines Handtuch für umgerechnet 6,40 EUR, und damit steht dem Planschen in der warmen Suppe nichts mehr im Wege.

Apropos warm - was ist hier erst im Sommer temperaturtechnisch los?

Flug Flug

Schwimmen tut man hier übrigens nicht. Man legt sich auf den Rücken. So zum Beispiel:

Flug

Zehn Minuten ist das ganz lustig, dann treibt mich die Furcht vor einem Sonnenbrand wieder aus dem Wasser. Ist ganz nett, das mal erlebt zu haben, noch mal brauche ich es nicht. Richtig Schwimmen ist sowieso nicht. Ein Schluck aus der Pulle ... äh, dem Toten Meer ... und das könnte der Letzte gewesen sein. Der Salzgehalt ist so hoch, dass die Atemwege verätzt werden könnten. Geplatzte Lungenbläschen, Multi-Organ-Versagen - alles schon passiert ... Ein Lifeguard nach amerikanischem Vorbild wacht darüber, dass niemand auf dumme Gedanken kommt.

Wir kaufen noch ein paar Lebensmittel, gehen kurz in die Mall, wo am Eingang eine Sicherheitskontrolle stattfindet, kaufen zwei völlig überteuerte Teilchen für zusammen mehr als zehn Euro (ich bin so blöd) und verziehen uns. Glücklicherweise ohne Ticket, was wir kassiert hätten, wenn nicht Ralf schon im Auto gesessen hätte, als der Kontrolleur erschien und Gnade vor Recht ergehen ließ.