Pura Vida 2018
(Letzte Änderung: 17.07.2018 @ 11:19)
12. Tag: 05.04.2018 (Teil 4)
Bevor wir die Region verlassen, sollten wir noch unser Gepäck beim Hotel einsammeln, das wir dort freundlicherweise stehenlassen durften. Genau das tun wir auch.
Ralf sucht irgendetwas. Und findet es nicht. Und sucht wieder. Immer noch nichts. Plötzlich die Erkenntnis: "Da war jemand an unserem Auto." Ich: "Quatsch, echt?" Tatsächlich: der Wagen wurde komplett ausgeräumt, was uns nur nicht aufgefallen ist, weil wir sowieo so gut wie nichts drin lassen. Aber Ralfs dreckige Turnschuhe (Tenorio-Matsch!) sind weg, sein Regenponcho (Monteverde), eine Base-Cap sowie der komplette Inhalt des Handschuhfachs. Da war nur eine Packung Kaliumtabletten drin. Insgesamt fehlen nur Kleinigkeiten, aber trotzdem ist es ärgerlich. Uns ist sofort klar, dass das gestern Abend in dem besch... Quepos passiert sein musste, als wir den Wagen in der Nähe des Sportplatzes abgestellt hatten. Es gibt keine Einbruchsspuren, da waren Profis am Werk.
Gut, das macht uns das Abschiednehmen von Manuel Antonio nicht schwerer. Der Park ist schön und weltbekannt, aber die Begleitumstände decken auch die Schattenseiten des Massentourismus auf. Insgesamt die einzige Region in Costa Rica, wo ich mich nicht so wohl gefühlt habe.
Zeit abzureisen. Wir verabschieden uns von dem Hotel-Eigentümer und tuckern die gleiche Strecke zurück, die wir gekommen sind. Nach 90-minütiger Fahrt verlassen wir die #34 und biegen auf die #27, die ins Central Valley führt, wo auch die Hauptstadt San José liegt. Das Wetter hat sich geändert: es ist nicht mehr sonnig, sondern bewölkt, aber immer noch sehr schwül.
In Rio Grande fahren wir ab, um zu tanken. Wir erwischen zwar die richtige Ausfahrt, fahren aber nicht zur Tanke, sondern landen versehentlich in dem kleinen Dorf, das sich als üble Ansammlung verrotteter Häuser - wenn man sie denn so nennen möchte - herausstellt. Während man in den meisten ländlichen Regionen von Costa Rica den Eindruck gewinnen konnte, dass die Leute auf relativ niedrigem Niveau in ordentlichen Verhältnissen leben - in besseren, als in weiten Teilen Mexikos zum Beispiel - sieht man hier Armut. Wir machen kehrt und finden dann auch die Tankstelle, wo wir noch mal volltanken.
Auf der Weiterfahrt geraten wir in einen wolkenbruchartigen Regenguss, der sich aber genau so schnell verzieht, wie er aufgezogen ist. Man merkt, dass die Regenzeit nicht mehr fern ist. Wir sind schon im Stadtgebiet von San José und fragen das Navi, wie wir zu unserer Unterkunft, der Beschreibung nach eine Finca in den Bergen, kommen. Es geht über kleine und kleinste Straßen, um unzählige Kurven und rechte Winkel immer höher und höher. Bald hat man den Eindruck, auf dem Land zu sein und nicht im Dunstkreis der größten Stadt des Landes. Und es geht noch höher. Und noch höher.
Endlich stehen wir vor den (geschlossenen) Toren der Finca Paraiso - und befinden uns auf 1800 m (!) Höhe. Hier oben ist es überhaupt nicht mehr schwül, aber es regnet. Besonders warm ist es auch nicht. Kühl, um genau zu sein. Wir sind ja auch im Gebirge weit oberhalb des Central Valleys.
Da Ralf fährt, habe ich die undankbare Aufgabe, mich fröstelnd in den strömenden Regen zu stellen, zu läuten und zu hoffen, dass jemand zu Hause ist und uns reinlässt. Dann geht das drei Meter hohe Tor auf und wir werden von einem freundlichen älteren Herrn begrüßt, der perfekt Englisch spricht. Das ist Ken, der Vermieter, ein Holländer, der in Amerika in der Privatwirtschaft Karriere gemacht hat und seinen Lebensabend mit seiner costa-ricanischen Gattin, einer Tierärztin, in den Bergen oberhalb von San José genießt.
Wir beziehen den frei stehenden Honeymoon-Bungalow, weisen Ken aber schmunzelnd darauf hin, dass wir mitnichten frisch verheiratet sind. Nicht mal lange verheiratet. Und wir werden auch nicht heiraten! Insofern wird auch unser Wunsch nach einer zweiten Garnitur Bettwäsche gerne erhört. Ich darf das riesige Ehebett in Beschlag nehmen, Ralf bekommt die Schlafcouch. So.
Der Garten ist wieder mal eine Wucht, das ganze Anwesen ist eine Wucht. Das Haupthaus, in dem unsere Gastgeber residieren, ist eine Wucht.
Und der Ausblick erst. Direkt hinter dem Gelände der Finca beginnt der Braulio Carrillo Nationalpark. Er liegt im feuchten Nebel - wie so oft. Der Gipfel im Hintergrund ist immerhin 2.500 m hoch.