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Big West Tour 2015

(Letzte Änderung: 18.09.2022 @ 12:02)

9. Tag: 08.07.2015 (Teil 2)

Als wir nach einem recht steilen Abstieg über ein Geröllfeld den Helen Lake erreichen, wo der trail eine 90°-Wendung Richtung Westen macht, haben sich dicke Regenwolken am Himmel versammelt. Es ist ziemlich kühl geworden und wir legen einen Zahn zu, um noch vor Einbruch eines etwaigen Gewitters unsere Wanderung beendet zu haben. Gut, dass wir unsere Jacken dabei haben.

Helen Lake

Wenig später beginnt es tatsächlich zu gießen und wir suchen unter den Zweigen einer kleinen Baumsiedlung Unterschlupf und machen eine Mittagspause. Dann setzen wir den Marsch fort. Wir müssen eine mit cairns markierte Anhöhe hochkraxeln und haben von oben einen grandiosen Blick auf den Shamrock Lake. Gut, dass es wieder aufgehört hat zu regnen, denn wir befinden uns in absolut exponierter Lage.

Hummingbird Lake

Der Weg führt hinunter zum Shamrock Lake und an einem weiteren kleinen See (mit mir nicht bekannten Namen) vorbei.

Als wir den Steelhead Lake erreichen, hat uns der Regen wieder fest im Griff. Diesmal ist es kein kürzerer Schauer, sondern es regnet sich regelrecht ein. Sogar Hagel mischt sich unter den Regen und immer dickere Körner prasseln auf den Boden. Wir bewegen uns im Laufschritt weiter. Nur schnell weg hier, bevor es noch schlimmer wird. Unheilvolles Donnergrollen rollt vom eisgrauen North Peak zu uns heran.

Kurze Zwischenfrage: sind wir hier in Kalifornien im Sommerurlaub oder ist das Alaska im November?

Road to Deadman Pass

Das Wetter wird immer grausamer. Es ist mittlerweile winterkalt und es regnet Bindfäden. Die letzten paar Hundert Meter zur Anlegestelle laufen Lisa-Marie und ich im Vollsprint vor, um sicherzustellen, dass das Boot auch ja auf uns wartet. Die eigentliche Abfahrtzeit um 12.15 Uhr haben wir schon längst verpasst, aber noch immer flüchten sich einzelne bibbernde Wanderer unter die Zeltdachplane des kleinen Gefährts, wie wir von weitem sehen können. Offenbar wird alles eingesammelt, was in der Nähe ist und laufen kann. Wir schaffen es gerade noch rechtzeitig an Bord und erklären der Crew, dass sie bitte noch ein paar Minuten warten mögen.

Draußen ist ein schwerer thunderstorm losgebrochen und es hagelt dicke Körner. Annalena und Anja kommen endlich auch vollkommen durchtrieft in Sicht und wir winken ihnen hektisch sich zu beeilen, denn das Boot ist eigentlich jetzt schon hoffnungslos überfüllt und alle warten sehnsüchtig auf die Abfahrt. Andererseits ist es absolut unzumutbar Leute bei diesem Unwetter im Hochgebirge ungeschützt alleine zu lassen, sodass die Leute einsichtig sind und geduldig bleiben. Ansonsten hätten Lisa-Marie und ich natürlich von Bord gehen müssen, und wir hätten zu viert irgendwo provisorisch Unterschlupf suchen und später zu Fuß zum Parkplatz laufen müssen. Der Bootsverkehr wird garantiert für heute komplett eingestellt.

Die Überfahrt über den Saddlebag Lake ist ein grenzwertiges Abenteuer. Der Wind peitscht über das dunkle Wasser, Blitze zucken am Himmel und das weit über die Kapazitätsgrenze überladene Boot (Kommentar des Kapitäns: "This is a new record.") läuft im Heck voll Wasser, sodass einige Passagiere nach vorne durchrücken müssen. Irgendwie haben alle Schiss, dass ein Blitz einschlägt, was auch beinahe passiert. Nur wenige Meter vor uns kracht es gewaltig - ich habe noch nie einen so lauten Donnerschlag gehört - kurz bevor wir das andere Seeufer erreichen. Alle hetzen von Bord und rennen zu ihren Autos, um sich bloß schnell in Sicherheit zu bringen. Da ist jetzt kein bisschen lustig mehr! Nur raus aus diesem monumentalen Schlamassel!

Wir haben übrigens Anfang Juli - diese Bilder mit dem von Hagel und Schneeregen weißen Boden lassen anderes vermuten. Auch die Temperaturanzeige im Auto ist nicht wirklich Juli-like: 39° F. 4° Celsius und das war nicht einmal der Tiefststand.

Saddlebag Lake Saddlebag Lake