headerbildmobil1 headerbildmobil2 headerbildmobil3 headerbildmobil4 headerbildmobil1
Logo
Buchpromotion on


Philadelphia (PA)

(Letzte Änderung: 17.09.2022 @ 9:20)

Diese Geschichte hat zwar keinen großen intellektuellen Tiefgang und trieft vor Kitsch und Klischee, aber sie ist bezeichnend für den unerschütterlichen amerikanischen Glauben der Kategorie Try harder and succeed. Außerdem ist sie Kult. Die Rede ist von der Rocky-Story (1976) mit Sylvester Stallone in der Hauptrolle. Wer kennt sie nicht?

Rocky Balboa ist ein italienischstämmiger drittklassiger Amateurboxer (Kampfname: The Italian Stallion) aus dem Armenviertel Philadelphias der 1970er Jahre. Total ungebildet, 100% prollig, aber mit einem gewissen Charme gesegnet, hält er sich mit Boxkämpfen in zwielichtigen Schuppen und als wenig diskussionsfreudiger Geldeintreiber über Wasser.

Eines Tages kommt seine große Chance. Der aktuelle und ungeschlagene Boxweltmeister Apollo Creed ist auf der Suche nach einem Ersatz-Herausforderer, den er in seinem nächsten Kampf um den WM-Gürtel verprügeln kann ohne Gefahr zu laufen den Titel zu verlieren. Gesucht wird raufboldiges Fallobst. Die Wahl fällt auf Rocky.

Dieser entdeckt den Tiger in sich (passend zur Filmmusik Eye of the Tiger von Survivor in Rocky III) ), trainiert eisenhart und liefert dem haushohen Favoriten den Kampf seines Lebens. Zwar obsiegt Apollo knapp nach Punkten und fügt Rocky eine schwere Augenverletzung bei, aber der dramatisch blutüberströmte Balboa wird von den Zuschauern als moralischer Sieger gefeiert und ist der wahre Held des Abends.

Die vielleicht größte Szene dieses Hollywood-Spektakels ist, als Rocky beim Training die 72 Treppenstufen zum Philadelphia Museum of Art hochläuft und oben - begleitet durch einen epischen Frauenchor: Trying hard now, feeling strong now, gonny fly now - jubelnd auf die vor seinen Füßen liegende Stadt blickt.

Man mag es kaum glauben, aber der Platz vor dem altehrwürdigen Philadelphia Museum of Art ist die zweitberühmteste movie location der Welt (Quelle: www.uwishunu.com), was von den Museums-Verantwortlichen mit Naserümpfen bedacht wird. Sly meets Art - herrlich!

Rocky hatte im Winter 1975 bei Schneetreiben und Nebel nicht so gute Sicht, wie ich im Sommer 2011.

Philadelphia Museum of Art

Ob man es gut findet oder nicht: Die Rocky-Steps sind eine Top-Touristenattraktion in einer Stadt, die mit Sehenswürdigkeiten nicht geizt. Vor allem wegen ihrer bewegten Vergangenheit zählt Philadelphia zu einer der historisch wichtigsten und kulturell reichsten Städte in den USA. Mit diesen Schätzen können auch Sylvester Stallones oscarprämierte Hervorbringungen nicht im Ansatz mithalten, so viel ist unstrittig.

In Philadelphia haben am 4. Juli 1776 Vertreter der dreizehn britischen Kolonien die Declaration of Independence verabschiedet und damit die sich schon länger abzeichnende (s. Boston Tea Party in 1773) Loslösung vom Mutterland Großbritannien formal vollzogen. Dieses für die Entwicklung der Vereinigten Staaten fundamentale Ereignis fand in der Independence Hall an der Chestnut Street statt (s. Bild unten links).

Vier Tage später wurde die Unabhängigkeitserklärung dem Volk verkündet. Zu diesem feierlichen Anlass wurde die Liberty Bell mit der Inschrift Proclaim Liberty throughout all the land unto all the inhabitants thereof (Verkünde Freiheit im ganzen Land für alle seine Bewohner) geläutet (s. Bild rechts). Damals hatte sie noch nicht den markanten Riss im Klangkörper, von dem niemand genau weiß, wann und warum er entstanden ist.

Independence Hall Liberty Bell

Independence Hall und Liberty Bell sind vermutlich die zwei wichtigsten historischen Symbole der Vereinigten Staaten. Ein Besuch des Independence National Historical Park, zu dem beide gehören, erfüllt jeden Amerikaner, der eine Beziehung zu der Geschichte seines Landes hat (und das sind die meisten), mit Stolz, Respekt und tiefer Bewunderung vor den Gründervätern des Staatenbundes und ist auch für ausländische Besucher Pflicht.

In Philadelphia stand die Wiege der Nation. Die Stadt war von 1790-1800 Hauptstadt der USA. Wer die mit gut 1,5 Millionen Einwohnern heute fünftgrößte Stadt des Landes besucht, stößt im Stadtzentrum auf zahlreiche weitere historisch bedeutsame Gebäude.

Gleichzeitig macht Philly, wie die Stadt liebevoll genannt wird, einen modernen weltoffenen Eindruck. Das Stadtbild wird durch die Lage zwischen Delaware River im Osten und Schuylkill River im Westen aufgewertet. Das Hafengebiet Penn's Landing am Delaware River ist z.B. ein schönes Ziel für einen Spaziergang mit Blick auf Downtown.

Auf der anderen Seite der Innenstadt befinden sich am Ostufer des Schuykill Rivers historische Bootshäuser und Vereinsheime von Ruderclubs (boathouse row). Nicht umsonst gilt Philadelphia als Ruderhochburg.

Boathouse Row Philadelphia

Noch zwei Philly-Besonderheiten fallen mir ein. Verstreut über den gesamten Innenstadtbereich gibt es zahlreiche hochwertige Wandmalereien (murals). So etwas gibt es zwar auch in anderen amerikanischen Großstädten, aber Philadelphia Street Art hat einen besonderen Ruf - und das zu Recht.

Philadelphia Mural

Die zweite Spezialität ist kulinarischer Art: Philly Cheesesteak. Das ist im Wesentlichen ein Hotdog mit kleingeschnibbeltem Rinderfilet und Schmelzkäse überzogen. Viele Leute lieben es, aber ich bin nicht wirklich überzeugt, ob es Berechtigung hat in einem Atemzug mit weltbekannten Ausnahme-Gerichten, wie z.B. ostwestfälischem Pickert oder "Himmel un Ähd", genannt zu werden.

So schön Philadelphia auch ist, das städtische "National"-Gericht ist eher kein Aushängeschild. Aber Geschmäcker sind ja bekanntlich verschieden, sagte der Affe und biss in die Seife ...

Directions

My Visits

2011 war der erste Besuch. Wir waren froh, dass wir 2014 auf dem Rückflug von New Orleans nach Deutschland einen mehrstündigen Stopp in Philadelphia machen konnten, der einen Innenstadtbesuch rechtfertigte.

2017 haben wir unseren NYC-Urlaub um ein Kapitel Philly bereichert.

My Rating

My Rating

Philadelphia ist eine Stadt, die mit ihrer historischen Bedeutung alles schlägt, was Amerika städtetechnisch zu bieten hat und dabei modernen Großstadtflair gekonnt einbezieht. Wo gibt es sonst einen hochkarätigen Nationalpark downtown in einer Millionenstadt?

Philly ist meine Lieblingsstadt.