Rocky Mountain National Park (CO)
(Letzte Änderung: 9.10.2024 @ 16:44)Freunde, Bekannte und Verwandte, die meine Amerika-Leidenschaft nicht teilen, betonen gerne, dass es in Europa auch tolle Landschaften gibt. Stimmt.
Manchmal kontere ich mit der frechen (und bitte nicht zu streng auszulegenden) Behauptung, dass es sämtliche europäische Landschaftsformen auch in den USA gibt - nebst einigen mehr, die man in Europa vergeblich sucht.
Einige Beispiele, dann komme ich zum eigentlichen Punkt:
Norwegen z.B. mit seinen herrlichen Fjorden. Das ist gleich eine schwere Prüfung, aber: es gibt sie in den USA, wenngleich in Reinkultur nur in Alaska (Kenai Fjords NP z.B.). Die mediterranen Subtropen - dagegen könnte man Süd-Kalifornien oder evtl. auch einige Gegenden Floridas ins Rennen schicken. Auf die Hochalpen der Schweiz - und schon bin ich beim Thema - passen recht gut die Rocky Mountains.
Dieser riesige, von Mexiko bis nach Alaska verlaufende, Gebirgszug wirkt zwar in weiten Zügen weniger zerklüftet und mächtig als die Alpen, aber hier geht es ja speziell um den Rocky Mountain NP.1 Dessen großartigen Gipfel haben relative Ähnlichkeit mit ihren europäischen Verwandten.
Der Rocky Mountain NP schützt eine der schönsten Gegenden der amerikanischen Rockies. Innerhalb der Parkgrenzen befinden sich einige 4000er, z.B.: Ypsilon Mountain, Fairchild Mountain, Mummy Mountain, Longs Peak, Powell Peak usw.
DIe berühmte Trail Ridge Road durchquert den Park ist Ost-West-Richtung und verbindet die beiden "Eingangstore" Estes Park und Grand Lake. In der Nähe des Alpine Visitor Centers führt sie bis hinauf auf sagenhafte 3713 Meter ü. NN und ist damit die höchste durchgängige Straße in den gesamten USA. Diese Straße zu fahren ist eines der beeindruckendsten Cruising-Erlebnisse, die man in den USA überhaupt haben kann.
Feel Like You´re On Top Of The World! So heißt es auf der Website des Parks und dem muss man nichts hinzu fügen.
Einen Teilabschnitt der Trail Ridge Road kann man zu Gunsten der Old Fall River Road auslassen. Diese alte Route ins Hochgebirge des Rocky Mountain NP ist eine nicht-asphaltierte Einbahnstraße, die das Alpine Visitor Center mit dem östlichen Park verbindet.
1 Die genaue Ausdehnung der Rocky Mountains ist Definitionssache. Während manchmal die Gesamtausdehnung von Mexiko bis nach Alaska angegeben wird, werden an anderer Stelle die Rocky Mountains (im engeren Sinne) nur auf die USA und Kanada bezogen. (Quelle: Wikipedia)
Der Rocky Mountain NP ist zweifelsohne beeindruckend. Allerdings gilt das für weite Teile Colorados, die San Juan Mountains z.B. finde ich mindestens genau so schön. Deshalb "nur" drei Sterne.
1 Absolute Besucherzahlen sowie Rangplatz unter allen erhobenen 393 National Park Sites (Jahr 2023)
Climate
Quelle (nur Daten): Destination Parks
Hiking
Das Hochgebirge des Rocky Mountain NP ist ein Eldorado für Wanderfreunde. Es gibt hiking trails wie Sand am Meer, über die Sie sich auf der offiziellen Park-Website informieren können.
Ein Wander-Erlebnis der besonderen Art hatte ich im Jahr 1994. Damals war ich (dachte ich jedenfalls) körperlich topfit und kein Gipfel erschien zu hoch. Nicht einmal der Longs Peak im äußersten Westen des Parks, der mit schlappen 4345 Metern (14255 ft) der allerhöchste Berg des Nationalparks ist.
Also machte ich mich völlig unakklimatisiert - wir kamen aus dem Flachland Nebraskas - auf den gleichnamigen trail (ca. 16 Meilen round-trip). Dieser startet auf knapp 2900 Metern Höhe, etwas weniger als die Spitze der Zugspitze also. Der Weg führt zunächst ca. zwei Meilen durch dichten Kiefernwald. Dann erreicht man den fantastischen Chasm Lake und schließlich nach knapp sechs Meilen das Boulder Field.
Hier wächst nichts mehr, nur noch Geröll und Felsen. Boulder eben.
Boulder Field ist nur noch ca. zwei Meilen vom Gipfel entfernt. Leider war für mich hier Endstation, nichts mehr zu machen. 4000 Meter Höhe waren scheinbar das Limit. Mir war schwindelig und ich hatte das Gefühl total unterzuckert zu sein. Essen, Trinken und Ausruhen half nicht einmal fünf Minuten lang.
Ok, kann man nichts machen. Umkehren. Kaum war ich wieder runter auf ca. 3800 m ü. NN war wieder alles bestens und ich war putzmunter.
2010 habe ich mich dann geschickter angestellt. Ich bin mit meiner Tochter vom auf beachtlichen 3595 m ü. NN gelegenen Alpine Visitor Center runter zum Milner Pass (3279 m ü. NN) gelaufen. Das war ein wunderschönes und nicht besonders anstrengendes Erlebnis. Allerdings machte mir die Höhe am Visitor Center auch dieses Mal etwas zu schaffen. Dafür bin ich scheinbar nicht gemacht.
Camping
Im Park gibt es fünf campgrounds. Moraine Park (245 sites), Glacier Basin (150 sites) und Aspenglen (54 sites) nehmen Reservierungen entgegen. Longs Peak (26 sites) und Timber Creek (98 sites) operieren nach dem Prinzip first-come first served.
Directions
Der Rocky Mountain NP liegt gut 100 Kilometer nordwestlich der Großstadt Denver in North Central Colorado. Die nächste größere Stadt ist Fort Collins (ca. 75 km östlich), aber auch das unmittelbar am östlichen Parkeingang gelegene Estes Park bietet sämtliche touristische Angebote.
Wegen der teilweise extrem kurvigen Straßen müssen Sie im Hochgebirge einigen Zeitverlust beim Fahren einkalkulieren.
Bei Wikipedia finden Sie die offizielle Park Map.
GPS-Koordinaten Rocky Mountain NP
(WGS84, Dezimalgrad, Umrechner: hier):
GPS Alpine Visitor Center: 40.4409, -105.754283
GPS Glacier Basin Campground: 40.32917, -105.59333
GPS Moraine Park Campground: 40.3625, -105.60194
GPS Aspenglen Campground: 40.42222, -105.62028
GPS Timber Creek Campground: 40.379121, -105.849902
GPS Longs Peak Campground: 40.274484, -105.55767
Good to know
Die Old Fall River Road war 2010 eine einzige Enttäuschung. Sie führt durch dichten Wald, man sieht relativ wenig und leider wird sie auch relativ häufig gefahren. Offroad-feeling kommt da nicht auf.
Unterschätzen Sie nicht die Höhe! Beim Wandern oder einfach nur beim kurzen Beine-Vertreten werden Sie das vermutlich merken. Besser langsam angehen lassen und unbedingt Sonnenschutz auftragen.
Estes Park ist das Moab Colorados. Nicht mondän wie Aspen, sondern touristisch bis ins Letzte ausgeschlachtet. Aber es gibt dort alles zu kaufen und vor allem Motels wie Sand am Meer.
Zum Wandern würde ich die Gegend um den Bear Lake wählen. Da gibt es viele interessante und nicht zu anstrengende trails (z.B. Nymph Lake, Bear Lake selbst, evtl. Flattop Mountain).
Falls Sie von Denver (CO) kommen: Die Anfahrt zieht sich ganz schön. Bis hoch nach Estes Park geht es in Serpentinen die Berge hoch. Rechnen Sie mit mindestens 90 Minuten.