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Las Vegas (NV)

(Letzte Änderung: 21.05.2023 @ 14:39)

Von allen Skurrilitäten Amerikas ist Las Vegas eine der sonderbarsten.

Wie kann es sein, dass in einem zivilisierten Land eine Großstadt in einer Gegend existiert, die man euphemistisch mit in the middle of nowhere beschreibt? Wo es, abgesehen von einigen künstlichen (und zunehmend von Verlandung gezeichneten) Seen, weit und breit nur trostlose Wüste gibt und im Sommer absurde Temperaturen herrschen, wenn der Wüstenwind nachts eher an einen Fön auf voller Stärke erinnert. Wo außerhalb bewässerter Grünflächen nur ein paar adaptierte Wüstenpflanzen gedeihen. Wo unmittelbar hinter den Stadtgrenzen die Wohlfühloase abrupt aufhört.

Wie kann man hier nur wohnen? Und das auch noch freiwillig, mit voller Absicht.

Wenn man sich die Bevölkerungsentwicklung von Las Vegas anguckt, könnte man meinen, dass solche Bedenken wohl nur aus der Feder eines Europäers oder - noch schlimmer - pseudointellektuellen Ostküstenheinis kommen können. Amerikaner, nein westerner, können darüber nur mitleidig lächeln.

Die folgende Grafik zeigt die Bevölkerungsentwicklung von Las Vegas von 1990 bis 2012 im Vergleich zu San Francisco (Quellen: Moffatt, Riley, Population History of Western U.S. Cities & Towns, 1850–1990 sowie U.S. Census Bureau; zit. nach Wikipedia).

Las Vegas boomt. Doch warum ist das so?

Sicherlich spielt die Legalisierung des Glücksspiels im Jahr 1931 eine wichtige Rolle. Nach dem Bau des Hoover Dams 1935 waren dann auch versorgungstechnisch Voraussetzungen gegeben, dass mitten in der Wüste eine Großstadt existieren kann.

Diese politischen und infrastrukturellen Vorleistungen trugen begannen dem Ende des Zweiten Weltkriegs Früchte zu tragen. Seit den 1940 Jahren schossen große Casinos wie Pilze aus dem Boden: Flamingo (1946), Sahara (1952), Riviera (1955), Tropicana (1957) um nur einige frühe Beispiele zu nennen.

Die Casinos brachten Touristen und sie brachten Jobs, insbesondere schnell zu bekommende Jobs im Niedriglohnsektor. Touristen und Jobs, beide untrennbar miteinander verbunden, sind sicherlich noch heute ein Hauptargument für Wachstum in Las Vegas.

Der Tourismus in der Stadt floriert und hat 2012 mit mehr als 39,7 Millionen Besuchern ein beeindruckendes Allzeithoch erreicht, das 2013 nahezu gehalten werden konnte. Die Zahlen für 2014 deuten weiteres Wachstumspotential an. Man verzeichnete z.B. für den Monat Juni 2014 ein Plus gegenüber dem Vorjahr von gut 3%. (Quelle: www.lvcva.com)

Hauptanziehungspunkt für Touristen aus eigenen oder fremden Landen ist auch heute noch das Glücksspiel. Es gibt wohl kaum einen Amerikaner, der nicht schon mal in Sin City zum gambling war oder das wenigstens vorhat. In Las Vegas ist Spielen Kult und für viele ein netter Adrenalinkick. Und es bringt jede Menge Geld in öffentliche Säckel und private Schatullen.

Geld, das z.B. in Form immer extravaganterer und luxuriöserer Themenhotels am Las Vegas Boulevard reinvestiert wird. The show must go on!

Bellagio Las Vegas

Längst hat der "Strip" dem alten Casinozentrum Downtown den Rang abgelaufen. Allerdings hat es dort, wo schon gezockt wurde, als Hotels mit Mini-Eiffelturm und tanzenden Wasserfontänen noch als blanker Unsinn galten, als noch mit echten quarters gespielt wurde und die einarmigen Banditen klimperten, ein Aufbäumen gegen den Niedergang gegeben (z.B. in Gestalt der Fremont Street Experience; s. Bild unten).

Freedom Street Experience

Viele schätzen den Charme, der zwischen Golden Nugget und Golden Gate Hotel in der Luft hängt wie eine schöne Erinnerung an die alte, verruchte Sin City. Hier ist es trotz Mega-LED-Show nicht klinisch rein, wie am Strip. Hier sind noch echte Freaks auf der Straße und es riecht nach Zigarettenqualm und Schweiß, wenn sich Menschenmengen vor den Bühnen drängeln, auf denen kostenlose Live-Musik zum Abfeiern kredenzt wird.

Aber auch in Las Vegas, ist nicht alles, was glänzt, Gold. Erst recht nicht in Las Vegas, möchte man sagen, wo sowieso mehr Schein als Sein ist und vieles nur blanke Illusion oder Alltagsverdrängung. Die Stadt wurde von der Lehman-Finanzkrise schwer getroffen. Von 2008 bis 2012 brachen die Immobilienpreise um 65% ein (Quelle: www.sparkassenzeitung.de). Viele Wohnungen, als Spekulationsobjekte gedacht, verloren massiv an Wert. Ergebnis: geplatzte Subprime-Kredite, Rezession, Arbeitslosigkeit und Armut, die, wenn man in die richtigen Ecken schaut, nicht zu übersehen ist.

Nicht immer und längst nicht jedem ist das Glück hold im Spielerparadies.

Infolge der Krise gerieten Megabauprojekte gewaltig ins Stocken oder wurden ganz abgeblasen. Das Fontainebleu Resort Hotel, 2007 begonnen, wartet beispielsweise noch immer auf Fertigstellung. 2010 wurde das vorläufige Ende der Bauarbeiten bekanntgegeben. Nach weiteren Irrungen und Wirrungen (bei Wikipedia nachzulesen) ist nun die Eröffnung für 2023 avisiert - schlappe sechzehn Jahre nach Baubeginn.

Weitere große Baulücken am Strip wirken wie Mahnmäler, so als wollten sie jedem Leichtgläubigen mit Dollarzeichen in den Augen demonstrieren: Don´t push your luck!

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An Las Vegas kommt man einfach nicht vorbei, wenn man den Südwesten der USA bereist. 1991, 1994, 1996, 2007, 2008, 2009, 2012, 2015 und 2022 waren wir dort.

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Entweder hasst man Las Vegas oder man liebt es. Vor ein paar Jahren haben wir uns für Letzteres entschieden. Allerdings ist nach mittlerweilen neun Las Vegas-Trips doch so etwas wie eine gewisse Sättigung eingekehrt.