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Boston (MA))

(Letzte Änderung: 17.09.2022 @ 9:20)

Stellen Sie sich vor, Sie verlassen England Mitte des 18. Jahrhunderts um den dortigen katastrophalen Lebensbedingungen und möglicherweise auch den Repressalien durch die Kirche und den Staat zu entgehen und in der Neuen Welt jenseits des Atlantiks ein neues Leben zu beginnen.

Trotz aller Entbehrungen und Unsicherheiten, die die Reise und der Start in Amerika mit sich bringen, haben Sie es geschafft Land zu kaufen und zu bewirtschaften. Vielleicht leben Sie auch in einer der florierenden Hafenstädte an der Ostküste, z.B. in Boston, und führen ein bürgerliches Leben.

Es geht Ihnen vergleichsweise gut, der Neuanfang in Amerika, in der es mittlerweile dreizehn britische Kolonien gibt, hat sich gelohnt und beginnt Früchte zu tragen. Die Perspektivlosigkeit in der alten Heimat haben Sie gegen ein zwar hartes, aber wenigstens selbstbestimmtes Leben getauscht.

Bald darauf beschließen die Staatsoberhäupter von England und Frankreich gegeneinander Krieg zu führen. Ein Krieg der sieben Jahre dauern sollte (1756-1763). Das müsste Sie nicht weiter stören, denn mit Europa haben Sie ja längst abgeschlossen. Da der Siebenjährige Krieg jedoch den Kampf um die Vorherrschaft in den Kolonien beinhaltet, werden Sie in eine politische Sache hineingezogen, mit der Sie eigentlich nichts zu tun haben möchten.

Als der Krieg zu Ende ist, stellt die englische Krone fest, dass ihr durch den Krieg das Geld knapp geworden ist. Nach Meinung der Briten sollen nun auch die Siedler in Amerika zur Kasse gebeten werden um die zerrütteten Staatsfinanzen aufzubessern, zumal die Steuern in England noch viel höher sind und keiner ungeschoren bzw. -gemolken davon kommen soll.

Bei der Umsetzung ist man nicht zimperlich und verhängt z.B. zusätzliche Steuern auf Zucker (Sugar Act von 1764), Kaffee oder Textilien. Ein Importzoll auf Tee kommt später hinzu. Jedoch gibt es keine politische Vertretung der Kolonien im britischen Parlament. Die Siedler sind zwar formal im Mutterland wahlberechtigt, können dieses aber wegen der großen Entfernung faktisch nicht ausüben. Unter dem Strich heißt es: Blechen ja, Mitsprache nein.

Gehe ich recht in der Annahme, dass Sie - um es mal zurückhaltend zu formulieren - ziemlich sauer wären auf diese Art und Weise bevormundet zu werden? So jedenfalls sahen es die Siedler und nachdem die Stimmung schon vorher im Keller war, eskalierte die Lage am 16. Dezember 1773. In Boston kam es zu offenem Widerstand gegen die britische Krone, der unter dem Namen Boston Tea Party als eines der wichtigsten politischen Ereignisse in die Geschichte Amerikas eingehen sollte. Was war passiert?

Als Indianer verkleidete Aktivisten aus der Bostoner Bevölkerung drangen in den Hafen ein und warfen drei Ladungen Tee der britischen East India Trading Company über Bord. Wieso eigentlich ausgerechnet Tee?

Die East India Trading Company (EIC), eine für den Handel mit den Kolonien zuständige Gesellschaft, hatte massive Probleme. Der Importzoll auf Tee in Nordamerika führte dazu, dass es Boykotte und Schmuggel niederländischen Tees gab. Die Waren der EIC waren quasi unverkäuflich.

Um das zu verhindern gewährte die englische Krone der EIC diverse Handelsprivilegien, die es ermöglicht hätten, dass der Tee in Nordamerika so billig verkauft werden könnte, dass damit die Boykotte und der Teeschmuggel - die ja auch als ein Ausdruck politischer Unzufriedenheit zu verstehen waren - unterlaufen würden. Das brachte das Fass zum Überlaufen bzw. die Kisten mit Tee zum Über-Bord-Gehen (s.o.).

Wegen dieser historischen Ereignisse, die Meilensteine des Abnabelungsprozesses der Kolonien von der britischen Krone waren, nimmt Boston einen besonderen Platz in der Entstehungsgeschichte der Vereinigten Staaten ein. In dieser Beziehung kann nur Philadelphia mithalten.

Boston ist ausgesprochen reich an historisch interessanten Städten und als Besucher sollte man auf keinen Fall den ca. vier Kilometer langen Freedom Trail auslassen, der siebzehn historische Sehenswürdigkeiten Bostons verbindet. Man muss einfach nur der roten Linie auf dem Boden folgen.

Einer der ersten Stationen auf dem Freedom Trail ist das Massachusetts State House (State Capitol) auf dem Beacon Hill.

Massachusetts State House

Neben der Park Street Church befindet sich der Granary Burying Ground. Die teilweise uralten Grabsteine auf diesem im Jahr 1660 angelegten Friedhof zeugen davon, dass Boston eine im Vergleich zur überwältigenden Mehrheit amerikanischer Städte lange Geschichte hat.

Auf dem Granary Ground ist z.B. Samuel Adams beerdigt, einer der Unterzeichner der Unabhängigkeitserklärung. Auch die Opfer des Boston Massacre (1770), bei dem fünf Zivilisten von britischen Soldaten getötet wurden.

Granary Ground

Der Freedom Trail führt nach einigen weiteren Zwischenstationen auch zum Old South Meeting House, wo die Boston Tea Party geplant wurde. Später gelangt man zum Quincy Market, der heute einer der zentralen Anlaufstellen für Touristen aus aller Welt ist. Hier herrscht häufig Volksfeststimmung, wenn Performance-Künstler die Massen begeistern.

Nach Überqueren der Charleston Bridge ist die U.S.S. Constitution, das älteste noch schwimmende Kriegsschiff der Welt, die letzte Station des Freedom Trails. Die Fregatte ist 1797 vom Stapel gelaufen.

U.S.S. Constitution

Von hier aus läuft man entweder zu Fuß zurück in die Innenstadt oder man nimmt das Wassertaxi über den Charles River und wird dabei mit schönen Ausblicken auf die Skyline von Boston belohnt.

Boston Skyline

Boston ist heute eine moderne Großstadt mit gut 600.000 Einwohnern und starken europäischen Wurzeln. Besonders groß ist der Anteil irischstämmiger Bostonians. Die fast ausschließlich katholischen Iren hatten bei ihrer Emigration nach Boston am meisten unter der protestantisch-britischen Oberaufsicht über die Stadt zu leiden. Zu Ehren ihres Schutzpatrons wird am 17. März eines jeden Jahres der St. Patrick`s Day groß gefeiert. Ganz Boston ist dann grün geschmückt.

Wegen der geografischen Nähe zu den Elite-Unis Harvard und dem M.I.T. (Massachusetts Institute of Technology) sowie der damit verbundenen Bildungsnähe weiter Teile der Bevölkerung hat Boston den Ruf eines intellektuellen Zentrums des Landes. Die Stadt hat relativ wenig Kriminalität und war 2013 die achtreichste Stadt in Amerika (Quelle: finance.yahoo.com).

Directions

Hier gibt es eine Übersichtskarte mit allen Stationen des Freedom Trails.

My Visits

Boston haben wir 2011 und 2019 besucht.

My Rating

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Philadelphia und Boston (mit Abstrichen St. Louis) - das sind für mich die historisch bedeutsamsten Großstädte in den USA.